Marinegedenktag 2017

Der alljährliche Festakt fand am Donnerstag, dem 20. Juli an der Donau beim Restaurant Marina-Wien statt. Zuvor wurde in der Elisabethkapelle des 300. Geburtstags von Kaiserin Maria Theresia gedacht.

Lesen Sie in einem mehrseitigen Bildbericht über den Ablauf des 20. Juli, indem Sie auf das Bild klicken. Es öffnet sich dann ein pdf-File (Größe rund 2,6 MB)

 

 

 

Grußwort von Militärerzdekan Dr. Harald Tripp
Ordinariatskanzler und ÖMV-Marinepfarrer

CAMP BUTMIR/Sarajevo, am 17. Juli 2017


Exzellenzen, hohe Generalität, werte Kameraden und Mitglieder im Österreichischen Marineverband!

Das vergangene Jahrhundert ist von zwei mörderischen Weltkriegen verwüstet worden und hat die Bedrohung eines Atomkriegs sowie eine große Anzahl weiterer Konflikte erlebt, während wir heute leider mit einem schrecklichen "stückweisen" Weltkrieg zu tun haben, worauf jüngst Papst Franziskus in seiner Botschaft zum Weltfriedenstag 2017 verwiesen hat.

Heuer gedenkt der Österreichische Marineverband, Dank des unermüdlichen Engagements von Prof. DI Oberst Karl Skrivanek und der Marinekameraden des Geburtstages der großen Monarchin Österreichs Maria Theresia.

Maria Theresia blieb die einzige weibliche Regentin in der habsburgischen Geschichte - und sie hinterließ deutliche Spuren: Unter ihrer Herrschaft erlebte die Monarchie einen Modernisierungsschub, was sich in einer politischen Stabilisierung und kulturellen Blüte äußerte: Österreich durchlebte sein "Goldenes Zeitalter". Doch davor gab es auch bittere Zeiten, wenn wir an den Österreichischen Erbfolgekrieg denken.

Geschätzte Ehren- und Festgäste! Es ist nicht leicht zu erkennen, ob die Welt heute mehr oder weniger gewaltsam ist als gestern. In jedem Fall verursacht diese Gewalt, unermessliche Leiden, um die wir sehr wohl wissen: Kriege in verschiedenen Ländern und Kontinenten; Terrorismus, Kriminalität und unvorhersehbare bewaffnete Übergriffe; Formen von Missbrauch, denen die Migranten und die Opfer des Menschenhandels ausgesetzt sind; Zerstörung der Umwelt. Und wozu das alles? Die Gewalt ist nicht die heilende Behandlung für unsere zerbröckelte Welt.

Die Botschaft des Christentums lehrt uns etwas anderes: Zu Recht wird das Evangelium von der Feindesliebe (vgl. Lk 6,27) als die "Magna Charta der christlichen Gewaltlosigkeit" betrachtet; sie besteht nicht darin, sich dem Bösen zu ergeben […] sondern darin, auf das Böse mit dem Guten zu antworten (vgl. Röm 12,17-21), um so die Kette der Ungerechtigkeit zu sprengen.

Mögen auch wir dem Unfrieden dennoch mit dem Guten antworten und damit der Welt auch weiterhin zu mehr Gerechtigkeit und Frieden verhelfen.

Mit diesen Gedanken grüße ich Sie alle, werte Damen und Herren des öffentlichen Lebens, liebe "Marinekameraden", aus dem Auslandseinsatz bei AUTCON EUFOR in Bosnien Herzegowina und versichere Ihnen mein Gedenken im Gebet auch für unsere verstorbenen Marinekameraden.
In kameradschaftlicher Verbundenheit

Militärerzdekan Dr. Harald Tripp

 

 

 

Traditionspflege im Österreichischen Bundesheer
Vortrag von Ministerialrat Mag.Dr.Matthias Hoy, RefLtr Innere Ordnung und Militärhistorie im Kabinett des Herrn Bundesministers/Abteilung Menschenorientierte Führung und Wehrpolitik.

Das Leben in einer soldatischen Gemeinschaft ist auf gegenseitige Hilfe und Verlässlichkeit aufgebaut. Dies alles begründet Wertvorstellungen, die dem Militär Tradition sein müssen, wie z.B. die zeitlos gültigen Pflichten und Tugenden des Soldaten.

Symbole und eingewurzelte Verhaltensweisen, militärisches Brauchtum und Zeremoniell sollen und müssen auch die aktuellen Probleme bewusst und verkraftbar machen. Damit werden militärische Traditionen und militärische Traditionspflege zu Motivationshilfen im Frieden genauso wie im Einsatz.

Die Bedeutung, die dem Anliegen einer allgemeinen und erneuten Traditionspflege im Rahmen der "Geistigen Landesverteidigung" zukommt, ist schon vom verstorbenen Bundespräsidenten Dr. Adolf Schärf in einem Geleitwort des Österreichischen Soldatenbundes im Jahr 1960 sehr klar ausgedrückt worden:

"Während der siebenjährigen Zeit des Anschlusses an Deutschland und während der zehnjährigen Besetzung Österreichs durch die Truppen der vier alliierten Siegermächte des Zweiten Weltkrieges gab es kein österreichisches Bundesheer. Eine jahrhundertealte Tradition wurde unterbrochen. Nach dem Inkrafttreten des Staatsvertrages im Jahre 1955 musste man daher vieles ganz neu anfangen. Der Soldat soll wissen, wie sein Vaterland geworden ist, der Soldat soll sein Vaterland kennen und seine Geschichte verstehen - ist das der Fall, dann stellt sich die Liebe zu ihm ein, dann wird im Soldat das Bewusstsein stark, dass es sich lohnt, in unserem Vaterland zu leben und dafür auch, wenn es nottut, das größte Opfer zu bringen." siehe *)

Es braucht nicht näher ausgeführt zu werden, dass Traditionen, deren Kontinuität einmal abgerissen sind, sich nicht wieder beliebig und willkürlich anknüpfen lassen.

Der französische Politiker Jean Jaurès siehe *) prägte den Ausspruch "Tradition heißt die Flamme hüten, nicht die Asche bewahren!"

Nicht aufbauend ist das traurige Faktum, dass in Österreich in den letzten Jahrzehnten viele traditionelle Werte teilweise völlig bewusst, teilweise fahrlässig demontiert wurden.

Tradition ist nämlich nicht, wie oftmals angenommen, eine Sache der Pietät, sondern des nüchternen Hausverstandes. Von diesem Standpunkt aus gesehen, ist es vollkommen gleichgültig, ob wir die noch vorhandenen Doppeladler vergolden und die Ringstraßenfassaden restaurieren, die Otto-Wagner-Pavillons frisch anstreichen oder eine gotische Kirche neu eindecken lassen. Wenn wir den Fassaden und leeren Formen keinen Inhalt zu geben vermögen, ist diese Art der Traditionspflege nichts anderes als der Verputz von ausgebrannten Ruinen, Denkmalpflege ohne Zukunft.

Der Inhalt aber, den wir vom Heute her beisteuern müssten, wäre genau das, was uns durch Jahrhunderte zu dem geformt hat, was wir heute sind, oder besser anders ausgedrückt, sein könnten: nämlich eine Kulturnation.

Eine gewachsene und ungebrochene Tradition ist auch kein Werkzeug einer sentimentalen Nostalgie, sondern sie ist ein wesentliches Mittel der Selbsterkenntnis, "sie führt zu einem ständigen ‚Sich-bewusst-Werden' oder besser gesagt ‚Bewusst-Bleiben' dessen, was man ist; Tradition ist, so besehen - man verzeihe das kühne Wort - eine Staatsnotwendigkeit." siehe *)

Um dem gerecht zu werden, muss man allerdings von den alten, erwähnten Vorstellungen über Tradition wesentlich abrücken. Eine Tradition, wie wir sie brauchen, muss zunächst einmal allgemein sein, das heißt auf einem umfassenden Geschichtsbewusstsein beruhen, das nicht nur die guten, sondern auch die schlechten Seiten unserer Geschichte zur Kenntnis nimmt.
Nicht emotional, sondern vor allem rational muss sie begriffen werden. Und schließlich muss daher der Blick nicht nach hinten, sondern stets nach vorn gerichtet bleiben, denn Tradition ist kein Rückspiegel für eine selbstgefällige Nabelschau, sondern sie ist jene stabile Plattform, die es uns überhaupt erst ermöglicht, festen Mutes und mit einiger Sicherheit den Fuß auf jenes dünne Seil zu setzen, dass unsere Zukunft darstellt.
In Österreich lagen und liegen der Traditionspflege seit jeher wehrpolitische Überlegungen zugrunde: am Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Traditionspflege aufgenommen, um mit ihrer Hilfe die Einheit der multinationalen Armee zu festigen. In der Ersten Republik hoffte man mit ihr im Heer den Schock des Jahres 1918 zu überwinden und die nachfolgende Staatsverdrossenheit zumindest innerhalb des Bundesheeres zu paralysieren. Nach dem Staatsvertrag von 1955 sollte die Wiederanknüpfung an das Alte, an die Tradition, helfen, das Vakuum der "Stunde Null" im Bereich der neuen Armee auszufüllen.

Dieser Versuch eines Rückgriffes auf die Zeit vor 1938 war übrigens in Österreich damals keineswegs auf den militärischen Bereich beschränkt. Er lässt sich für diese Periode auf dem Gebiet der Außenpolitik wie auf dem der Kunst und der Literatur genauso nachweisen. siehe *)

Es darf nicht unerwähnt bleiben, dass sich die Traditionspflege im Österreichischen Bundesheer neu positioniert hat.

Bis vor kurzem hat sich die Traditionspflege im Bundesheer in erster Linie nur an der Militär- und Truppengeschichte der österreichisch-ungarischen Monarchie orientiert. Dann folgte das Bundesheer der Ersten Republik und erst an dritter Stelle gedachte man unseres Bundesheeres und dessen "Vorgängereinrichtung", der B-Gendarmerie.

Mit Erlass vom 29. April 2010, GZ S93583/17-EFü/2010, VBl Nr. 97/2010 kam es zu einer Neufassung der "Anordnungen für die Traditionspflege im Bundesheer". Deutlicher als in den früheren Erlässen wird darin klar Stellung bezogen, welche - der Reihenfolge nach - die traditionsbildenden Elemente im Bundesheer sind:

l das Bundesheer der Zweiten Republik (einschließlich der B-Gendarmerie) mit seinen
    nationalen und internationalen Einsätzen,
l die Streitkräfte der Ersten Republik,
l die k. (u.) k. Armee,
l die Garnison, die Waffengattung und das Bundesland.

Das Dritte Reich als ein Unrechtsregime und die Deutsche Wehrmacht als dessen missbrauchtes Instrument können Tradition im Bundesheer nicht begründen, da sich der Dienst in den österreichischen Streitkräften der Zweiten Republik an den Grundprinzipien der österreichischen Verfassung und des Völkerrechtes orientiert.

Wohl können aber vorbildhafte und im Einzelfall zu prüfende Verhaltensweisen von Österreichern in der Deutschen Wehrmacht und von Frauen und Männern des pro-österreichischen Widerstandes ein Element der Traditionspflege sein.

In diesem Zusammenhang muss darauf hingewiesen werden, dass das Österreichische Bundesheer in den letzten Jahren aktiv und auch medienwirksam die militärische Geschichte des 20. Jahrhunderts aufgearbeitet hat und weiter aufarbeitet.

Es darf daran erinnert werden, dass z.B. 2004 ein Denkmal für Obstlt Bernardis in der HUAK - in Anwesenheit höchster Repräsentanten der Republik - errichtet wurde, 2005 der Innenhof im BMLV nach Mjr Carl Szokoll benannt wurde, zahlreiche Gedenktafeln angebracht wurden, ich denke da z.B. an BM Graf, dem ersten BM der Zweiten Republik, FMLt Jansa, FMLt Friedländer, Lehr- bzw. Hörsäle nach Persönlichkeiten benannt wurden, wie z.B. 2012 der Lehrsaal an der HUAK nach Feldwebel Schmid oder erst im letzten Herbst in Straß beim JgB17 nach Obstlt Ritter von Gadolla, dem Retter der Stadt Gotha. Im Mai 2012 wurde mit der Neugestaltung des Heldendenkmales begonnen und der 8. Mai 2013 wurde erstmalig als ein Fest der Freude begangen und eine Ehrenwache vor der Krypta und dem Weiheraum aufgestellt.

Unbestrittener Schwerpunkt stellt für das ÖBH somit die Entscheidung dar, die eigene Tradition, die sich in 60 Jahren des Bestehens des Bundesheeres bereits deutlich ausgebildet hat, zusammen mit jener der B-Gendarmerie, an die Spitze der Traditionspflege zu stellen, um sich damit auch innerhalb der Truppe klar und eindeutig zu den österreichischen Streitkräften der Zweiten Republik zu bekennen.

Ob wir in Österreich überhaupt ohne Tradition und Traditionspflege auskommen können, ist eine diffizile Frage. Es ist aber in diesem Konnex sicherlich bezeichnend, dass in der alten k. u. k. Armee wie im Bundesheer der Ersten Republik der Gedanke der allgemeinen Traditionspflege erst dann aufkam, als die Existenz des Staates auch im Inneren selbst nicht mehr unbestritten war, so vom letzten Viertel des 19. Jahrhunderts an, als der Staats- und Reichsgedanke zunehmend an Kraft verlor und so vom Beginn der dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts an, als die Erste Republik ihrer großen Krise entgegenging.

Heute ist es nicht die Existenz des Staates, die in Frage gestellt wird. Die Eigenstaatlichkeit Österreichs ist unbestritten.

Es ist aber von größter Wichtigkeit, dass das Selbstbewusstsein, das Selbstverständnis unseres Landes gerade jetzt eine Festigung erfährt. Dies ist aber nur bei Berücksichtigung jenes Bereiches der Geschichte denkbar, der Sinnstiftung bietet. Ohne Nutzung der lebendigen Überlieferung ist keine Lösung der Zukunftsprobleme möglich.

Nur wer keine Geschichte hat, kann es sich leisten, traditionslos zu planen.
Österreich gehört nicht dazu.

Und was für das ganze Land gilt, das gilt selbstverständlich auch für seine Streitkräfte, die ja als gesamtstaatliche Institution ähnlichen Gesetzen unterworfen sind.

Am Beginn des neuen Jahrtausends, da viele Zeitgenossen der Verehrung von historischen Persönlichkeiten nicht viel abgewinnen können, erscheint es daher nur naheliegend, bleibende geistige Inhalte und Werte zum Gegenstand der Sinngebung zu machen.

Ich danke für die Aufmerksamkeit!

Dr. Matthias Hoy


Vgl. Josef C. Bistricky, Traditionspflege im österreichischen Bundesheer. In: Truppendienst 4/1968, S.335.

Jean Jaurès, 1859 - 1914; französischer Sozialistenführer; bekannt vor allem durch philosophische Studien über die Ursprünge des Sozialismus; 1914 Opfer des Attentats eines französischen Nationalisten. Vgl. Hans Herzfeld (Hg.), Geschichte in Gestalten 2, Fischer Lexikon Band 38, Frankfurt am Main 1963.

Vgl. Johann Christoph Allmayer-Beck, Tradition darf kein Rückspiegel sein. In: Die Presse, 21./22. Jänner 1978, S. 5.

Vgl. dazu ausführlich Johann Christoph Allmayer-Beck, Ein Heer zwischen Geschichte und politischer Bildung. In: Truppendienst 6/1979, S. 511 f.

 

 

 

Gedenkandacht zum 300. Geburtstag von Kaiserin Maria Theresia
Militärdiakon Geistl. Rat RegR Oberst Wilhelm Hold

Als Maria Theresia am 13. Mai 1717 in Wien zur Welt kam, war ihr Weg zu einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der europäischen Geschichte alles andere als vorgezeichnet. Die sogenannte "Pragmatische Sanktion" verankerte die Unteilbarkeit der habsburgischen Gebiete und ebnete ihr als Frau den Weg auf den Thron. Zur Durchsetzung ihrer Herrschaftsansprüche musste sie jedoch lange kämpfen. Maria Theresia war eine Ausnahme - Monarchin. Nach der Krönung ihres Mannes, Franz Stephan von Lothringen zum römisch-deutschen Kaiser wurde auch sie Kaiserin und war gekrönte Königin von Böhmen und Ungarn. Sie schenkte 16 Kindern das Leben. Das Überleben der Dynastie Habsburg-Lothringen war damit gesichert. Die Kinder hatten sich jedoch den politischen Plänen der Mutter zu beugen und wurden im Sinne einer Annäherung Österreichs an Frankreich vor allem an die dortige Dynastie der Bourbonen verheiratet. Die 40-jährige Regentschaft der "Schwiegermutter Europas" - wie sie auch auf Grund ihrer Heiratspolitik genannt wird - stand im Zeichen von Krieg und Intoleranz, ebenso für Modernisierung, Reformen und Kunst. Ob Staat, Steuerwesen, Verwaltung, Schule, Universitäten oder Militär. Sie setzte damit den Grundstein für einen modernen Staat, dessen Auswirkungen bis in die heutige Zeit reichen.

Am heutigen Tag möchte ich als Offizier und Geistlicher 2 Reformen ansprechen, nämlich die Gründung der Theresianischen Militärakademie sowie die religiöse Entwicklung im Reich der Habsburgerin, bei der durchaus auch ein kritischer Blick erlaubt ist.

Die Ther. Militärakademie wurde unter Maria Theresia am 14. Dezember 1751 mit dem Auftrag "Mach´ er mir tüchtige Officirs und rechtschaffene Männer darauß" an den ersten Kommandanten Feldmarschall Leopold Joseph von Daun gegründet und ist somit die älteste Militärakademie der Welt. Als Besonderheit kann erwähnt werden, dass hier pro Jahr je 100 Adelige und 100 Bürgerliche aufgenommen wurden. Für das damalige Weltbild sensationell. Auch die Offiziere der Österreichisch-Ungarischen Armee wurden bis 1918 dort ausgebildet. Die Bezeichnung Militärakademie trägt sie seit der Vereinigung mit der Pflanzschule für Kadetten im Jahr 1769. Bereits 1771 erschien ein vom Direktor Feldmarschalleutnant Johann Georg Carl Freiherr von Hanning ausgearbeiteter Studienplan uns 1775 das von der Kaiserin sanktionierte Akademie Reglement. Als geborener Steirer darf ich stolz anmerken, dass unser berühmter Erzherzog Johann 44 Jahre lang Oberdirektor der TherMilak war. Die Akademie ist heute aus der Bildungslandschaft nicht mehr wegzudenken und hat sich einen ehrhaften Ruf im wissenschaftlichen, sicherheitspolitischen und militärischen Bereich weltweit erworben.

Aus religiöser Sicht darf ich bei all den kirchlichen Reformleistungen der Habsburgerin auch Kritisches anmerken und möchte mit ihren uns überlieferten Worten an ihren Sohn beginnen: "Wollt Ihr durchgehen lassen, dass jeder sich seine eigene Religion macht, ganz nach seiner Phantasie? Kein fester Kult, keine Unterwerfung unter die Kirche - wohin kämen wir da?" Es waren eindringliche Worte, die Maria Theresia im Herbst ihres Lebens an ihren Sohn und Mitregenten Joseph II richtete. Dieser hatte ihr mitgeteilt, dass er die Vielfalt in der Religion nicht von vornherein als Übel für den Staat ansah. Seine Mutter argumentierte, er werde den Staat zugrunde richten und Seelen ins Verderben führen. Die Verantwortung des Staates und die Seelen der Untertanen waren die Leitlinien in der Religionspolitik der Habsburgerin. Innerhalb der kath. Kirche führte Maria Theresia die Frömmigkeit ihrer Vorfahren - die pietas austriaca - fort, z.B. in der Marienverehrung. Manches überbordende barocke Zeremoniell reduzierte sie aber. Mehr Schlichtheit im persönlichen Glauben bedeutete aber keinen Verzicht auf das "Machtinstrument Kirche". Unter Maria Theresia bildete sich in Ansätzen ein gemeinsamer Staat aus den verschiedenen Habsburgerterritorien heraus und für das Wohlverhalten der Untertanen hatte auch die Kirche zu sorgen. Die Kaiserin band die Kirche eng an den Staat und umgekehrt. Kommunionempfang der Beamten am Gründonnerstag wurde verordnet und sie machte auch erste Schritte in die Richtung, die ihr Sohn weiterverfolgen sollte. Die Orden wurden mit staatlichen Regeln bedacht, Begünstigungen beseitigt, auf kirchliches Vermögen zugegriffen. Bei all diesen Maßnahmen - und das muss auch gesagt werden - war auch die Qualität der Seelsorge ein Antrieb für Maria Theresia. So kann man mit Fug und Recht behaupten, dass ihr damaliges Wirken auch in diesem Bereich sowohl in der Kirche Österreichs als auch von Mitteleuropa bis heute ihre Spuren hinterlassen hat.

So wollen wir heute zum Gedenktag des 300. Geburtstages von Kaiserin Maria Theresia ihre Großherzigkeit und guten Werke während ihrer Regentschaft würdigen und uns an ihrer steten Sorge um das Wohl des Landes sowie der ihr anvertrauten Menschen dankbar erinnern.

Militärdiakon Geistl. Rat RegR Oberst Wilhelm Hold

 

 

 

 

Österreichs Seewesen unter Maria Theresia!
Festvortrag von Prof .Dieter Winkler


Exzellenzen, werte kirchliche und staatliche Würdenträger, S.g. Damen und Herren, liebe Kameraden!

In diesem Jahre gedenken wir dem 300ten Geburtstag dieser großen Monarchin. Zahlreiche Publikationen und Fernsehsendungen werden uns ins haus geliefert werden, aber kaum eine wird sich mit der großen Bedeutung Maria Theresias für die Schaffung der Grundlagen zum Aufbau des Österreichischen Seewesens befassen.

Schon ihr Vater Kaiser Karl VI. schuf mit den Freihafenpatenten für Triest und Fiume, März 1719 die Grundlage für den Ausbau dieser Häfen und der Weiterentwicklung der Marine.

Diese Monarchin die die Seepolitik Ihres Vaters, unterstützt durch Ihre Berater, weiterführte, kann als Schöpferin der Seefahrt sowie Marinegesetzgebung bis zum Untergang der Monarchie angesehen werden.

Es war eine schwierige Aufgabe unter den kriegerischen und den großen finanziellen Problemen, Ordnung in der Verwaltung und Gesetzgebung der Marine speziell der Handelmarine zu schaffen.

Ein weiterer negative Auswirkung hatte die Zollpolitik der Republik Venedigs und die Piraterie der Barbareskenstaaten Nordafrikas. Diesen beiden Problemen musste Einhalt geboten werden. Dies geschah durch Handelsverträge mit Tunis, Tripolis und Algerien, die aber im Laufe der Zeit zeigten, dass sie nicht einmal das Papier wert waren.

Trotz Englischer Korsaren die unter fremden Flaggen Seeraub betrieben sowie die Konkurrenz der Flotten Venedigs, des Kirchenstaates, Neapels und Ragusas kam in der Monarchie ein expandierender Seehandel auf.

Fabriken und Schiffswerften wurden in Triest, PortoRe' und Zengg errichtet und der Ausbau der Semmering- und Loiblstrasse gab dem Handel weitere Impulse.

Der Stand der österreichischen Handelmarine im Jahre 1760 betrug in den Häfen von Triest, Fiume, Zengg, Carlobago, Buccari und Porto Re' über 100 Handelsschiffe verschiedenster Tonnagen mit einem Bemannungsstand von über 1000 Seeleuten.

Der Handel und die Schifffahrt richteten ihre Interessen speziell von Triest in die Levante aus.

So wurde 1754 eine theoretisch - praktische Schule für Mathematik und Nautik errichtet. Die Bruderschaft San Nicolo die für die Befeuerung des Leuchtturmes von Triest sowie für die Unterstützung der Witwen und Waisen von Seeleuten zuständig war, erhielt Statuten.

Auf seegesundheitlichen Gebiete erfolgte 1765 der Bau eines Seelazarettes in Triest. Der alte Hafen wurde ausgebaggert und der neue Hafen erhielt zwei Molen.

Die Kriegsmarine fristete zunächst ein bescheidenes Dasein. Schon Kaiser Karl VI. hatte den Grundstock mit drei aus Neapel stammenden Schiffe geschaffen, nämlich die Linienschiffe SAN CARLO, SANTA ELISABETTA und SAN MICHELE sowie einige kleinere bewaffnete Fahrzeuge. Doch die Kommandanten waren meistens Ausländer.

Kuriosität am Rande, auf grund der Untätigkeit der Kriegsmarine, sank plötzlich im Jahre 1737 das von Ratten und Bohrwürmern zerfressene Linienschiff SAN CARLO mitten im Triestiner Hafen. Auf den Resten wurde später der Molo San Carlo errichtet, der 1918 auf den Namen Molo Audace umbenannt wurde und noch heute vorhanden ist.

Aber auf der Donau war man erfolgreicher! Bereits unter dem Vater von Mariatheresia wurden im sogenannten "Kaiserwasser" einen Seitenarm der Donau mehrere große Kriegsschiffe, die mit insgesamt 400 Kanonen bestückt waren, gebaut. Eines erhielt sogar den Namen THERESIA". Diese Donauflottille stand unter dem Befehl eines "Oberst der Kaiserlichen Donau - Armada" nämlich dem Schiffskapitän Peter von Anderson, der erfolgreich in die Kämpfe um Belgrad eingriff und wesentlich zur Kapitulation der Festung beitrug.

Probleme bei den später erbauten Schiffen führte allmählich zum Aus des "Wiener Streitschiff - Arsenals" und die Kriegsschiffe wurden nach dem Frieden von Sistowa 1791 verkauft.

Dagegen war das seit 1593 bestehende Tschaikisten - Corps im Kampfe gegen die Türken sehr erfolgreich. Zunächst war es in Pressburg, Komorn, Raab und Gran stationiert, wurde aber später in folge der Grenzänderung donauabwärts verlegt.

1762 erteilte Maria Theresia den Befehl zur Errichtung eines Tschaikisten - Bataillons an der Donau und Save. Der Bau der Tschaiken erfolgte in Gmunden im Stadtteil Weyer, die dann traunabwärts zur Donau gebracht wurden. Der Stab des Bataillons kam nach Titel.

Tschaiken - die Bezeichnung kommt von dem türkischen Wort "TSCHAI" das Wasser bzw. Fluss bedeutet, waren hölzerne Kriegsfahrzeuge von großer Länge aber geringer Breite und Tiefgang. Nach der Größe und Anzahl der Bemannung sowie Bewaffnung wurden sie in Ganz -, Halb - und Viertel -Tschaiken eingeteilt. Außer den Waffen der Besatzung waren die Schiffe mit Feldkanonen und Haupizen, später sogar einige mit Pulverraketen bestückt. Die Besatzung dieser Kriegsschiffe bestand aus den Tschaikisten und Artilleristen und in Kriegszeit kamen noch Infanterie bzw. Jäger dazu. Die Tschaikisten nahmen während ihres Bestehens bis zur Auflösung im Jahre 1852, fast an allen von Österreich geführten Kriege als Bataillon oder zumindest mit einigen Kompanien teil.

Abschließend muss festgestellt werden dass der Weitblick in maritimen und handelspolitischen Fragen von Maria Theresia erfolgreich ausgebaut wurden.

Obwohl die Herrscherin nie Triest besuchte, ehrte sie die Hafenstadt. Aus Dank erhielt einer der wichtigsten und größten Bezirke ihren Namen, nämlich "Borgo Theresiana".

Prof. Dieter Winkler

 

 

 

Kaiserin Maria Theresia

 

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Canal Grande auf ehemaligen Salinen errichtet
Das Borgo Theresiana ist ein Stadtteil im Zentrum von Triest, direkt östlich des Hafenbeckens, das die österreichische Kaiserin Maria Theresia gegen Mitte des 18. Jahrhunderts erbauen ließ. Das Viertel diente als neues Handelszentrum der Stadt und ist eines der ersten Beispiele einer modernen städtebaulichen Planung.

Im Herzen von Borgo Theresiana befindet sich der Canale Ponterosso oder auch Canal Grande genannt. Er wurde im 18. Jahrhundert auf den ehemaligen Salinen erbaut und reichte einst bis zur Chiesa di Sant'Antonio Taumaturgo. Früher zierten ihn drei Brücken, zunächst aus Holz und dann aus Stahl. Sie waren beweglich, sodass sie geöffnet oder verschoben werden konnten, wenn Schiffe durchfahren mussten.

Foto: DI Karl Skrivanek

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