Beitrag zur Geschichte des Polesaner Marinefriedhofs


Von Prof. Dieter Winkler

Der in der heutigen kroatischen Hafenstadt Pola/Pula liegende Marinefriedhof wurde im Jahre 1862 angelegt und auf ihm haben im Laufe seiner 150 jährigen Geschichte Menschen mit den verschiedensten Konfessionen ihre letzte Ruhestätte gefunden.

In der Abteilung V befindet sich ein gut sichtbarer, viereckiger Grabstein mit osmanischer Schrift, der durch eine kleine Kuppel abgeschlossen wird.

Legendenhaft wird immer wieder behauptet, dass hier ein türkischer Admiral begraben liegt. Tatsächlich wurde hier am 14.4. 1918 der Oberschreiber (Hauptmannsrang) der türkischen Armee, Haci Kamil Efendi Mehmed begraben; er war am 12.4. in Pola verstorben.

Die Abteilung V des Marinefriedhofes blieb bis Mai 1918 für Tote mit islamischen Glauben reserviert. Ab diesem Zeitpunkt war diese Abteilung überbelegt und es musste auf andere Abteilungen, wie zum Beispiel XVI , zurückgegriffen werden.

Die letzte Bestattung in der Donaumonarchie eines k.k. Landwehrinfanteristen islamischen Glaubens erfolgte am 13.Oktober 1918 in Abteilung XVI des Marinefriedhofes in Pola.

In diesem Zusammenhang möchte ich den Mitarbeitern der Türkischen Botschaft in Wien danken, die mir bei der Entschlüsselung der Inschrift des Grabmales behilflich waren.

Ein weiter Legende die auch immer wieder publiziert wird, sind die Begräbnissorte der Toten, der Schiffskatastrophe des Lloyddampfers BARON GAUTSCH , der nördlich von Brioni am 13.August 1914 im eigenen Minenfeld unterging.

Laut den Friedhofslisten fanden im Jahre 1914 auf dem Marinefriedhof 155 Bestattungen statt, davon keine Einzige vom Schiffsunglück.

Die Opfer des Schiffsunterganges wurden möglicher Weise am Friedhof von Rovinji, aber in erster Linie am Zivil - Friedhof „Monte giro“ in Pola begraben.

Aus einer nicht kompletten Liste der Jahre 1917/18 geht hervor dass, im damaligen neuen Teil des Polesaner Zivilfriedhofes mit den Grabnummern 508 – 595 identifizierte und unbekannte Opfer des Schiffsunglückes bestattet wurden. Leider sind diese heute nicht mehr oberirdisch erkennbar, da sie in der Zwischenkriegszeit unter der italienischen Verwaltung exhumiert und in ein Sammelgrab verlegt wurden.

Pola, Marinefriedhof das türkische Grab

Triest, Lloyddampfer BARON GAUTSCH