Der 11. November 1940
Der britische Überfall auf Tarent

Am 11. November 2010 jährt sich zum 70en Male das Datum des britischen Angriffs mit Trägerflugzeugen auf die auf der Reede von Tarent liegenden Schlachtschiffe der italienischen Flotte. Dabei wurden 50% der verfügbaren Schlachtschiffe erheblich bis schwerstens beschädigt und wenn auch dieser Angriff zwar nicht einen grundsätzlichen Umschwung in der Seekriegführung im gesamten Mittelmeer zugunsten der Royal Navy mit sich brachte, so hatte er doch schwerwiegende Rückwirkungen auf die Operationen der italienischen Flotte und deren Einsatzbereitschaft in den folgenden für die Gesamtkriegführung kritischen Monaten. Noch heute stellt sich die Frage wie es zu einem derartigen Erfolg der britischen Torpedoflugzeuge kommen konnte und welche Umstände diesen begünstigt hatten. Man kann heute an Hand der Quellenlage feststellen, dass es sich dabei keineswegs um eine kurzfristig angesetzte Aktion gehandelt hat, die eine unvorbereitete italienische Flotte in ihrem Hauptstützpunkt überraschend getroffen hat. Vielmehr war diese Aktion von langer Hand vorbereitet und die italienische Marine waren die Möglichkeiten der britischen Trägerflugzeuge sehr wohl bekannt. Dennoch gelang der Royal Navy die taktische Überraschung und da das „Glück bekanntlich dem Tüchtigen hold ist“ erleichterten einige von der italienischen Führung inkaufgenommene Schwachstellen im Abwehrsystem von Tarent und Schutzsystem für die Schlachtschiffe zum Zeitpunkt den Angriff.

Aber die Idee eine Angriffs mit trägergestützten Torpedoflugzeugen auf eine in der Basis liegende Schlachtflotte entstand in der Royal Navy bereits erstmals im Herbst 1918. Sieben Flugzeuge sollten von dem mit einem Flugdeck über dem Vorschiff ausgerüsteten leichten Schlachtkreuzer „Furious“ in den ersten Novembertagen einen Angriff auf die auf der Jade liegende deutsche Hochseeflotte durchführen. Das Kriegsende verhinderte diese Aktion nur um wenige Tage. Aber eine derartige Operation gegen eine im Hafen liegende Schlachtflotte wurde in der britischen Mittelmeerflotte unter ihrem neuen Befehlshaber Admiral Sir Ernle Chatfield wieder aufgegriffen und erstmals am 15. Jänner 1931 umgeübt. Im Rahmen von Flottenmanövern im Ionischen Meer griffen Torpedoflugzeuge des Trägers „Glorious“ die in der Bucht von Port Drepano am Golf von Korinth liegenden Schlachtschiffe der britischen Mittelmeerflotte an und erzielten (nach Entscheid der Schiedsrichter) auf drei Schlachtschiffen („Queen Elisabeth“, „Revenge“, Royal Oak“) und dem schweren Kreuzer „Devpnshire“ insgesamt fünf Treffer. Am 20. und 21. Jänner 1932 wurden im Zuge einer ähnlichen Übung Torpedoangriffe auf die in der Bucht von Vatika liegende Mittelmeerflotte durchgeführt. Dabei erzielten die Flugzeuge der von Rear-Admiral R.G.H. Henderson befehligten Träger „Glorious“ und „Courageous“ mit 57 Torpedos insgesamt 17 Treffer (auf „Queen Elisabeth“, „Resolution“, „Ramillies“ und „Royal Oak“ sowie den Kreuzern „Devonshire“, „Sussex“ und „Curlew“) und in weiterer Folge wurde im Mittelmeer vor allem von der „Glorious“ die Ausbildung der Piloten für derartige Angriffe in den nächsten Jahren forciert fortgeführt.

Als im Jahre 1935 die Spannungen zwischen Großbritannien und Italien in der „Abessinien“-Krise die Gefahr eines Krieges heraufbeschworen, wurde die britische Mittelmeerflotte erheblich verstärkt und für den Fall einer „heißen“ Phase auch die Idee eines Luftangriffes auf den Hauptstützpunkt der italienischen Flotte wiederum aufgegriffen. Dafür sollte eine „mobile“ Basis etwa in der Bucht von Navarino als Ausgangspunkt für einen überraschenden Schlag eingerichtet werden. Da diese Krise nach dem italienischen „Sieg“ in Äthiopien aber diplomatisch beigelegt wurde, gelangten derartige Vorstellungen nicht zur Ausführung.

Im Jahre 1938 besprachen während der „Sudetenkrise“, die auf der Konferenz von München dann eine vorübergehende Beruhigung erbrachte, in Alexandrien der Oberbefehlshaber der britischen Mittelmeerflotte Admiral Dudley Pound und der Kapitän des Trägers „Glorious“ Arthur Lyster den Plan eines Nachtangriffes mit „Swordfish“-Flugzeugen auf Tarent. Captain Lyster konnte auf die Fähigkeiten der Swordfish“-Piloten für einen Nachtangriff mit Lufttorpedos verweisen, die damals nur bei den britischen Marinefliegern bestand und auf Weisung von Admiral Pund wurde in der Folge die Ausbildung im Formationsflug und Torpedoangriff bei Dunkelheit intensiviert ohne darüber schriftliche Weisungen zu erteilen oder die Admiralität in London zu informieren. Aber in die Manövern der vereinigten Home Fleet und Mittelmeerflotte im Februar und März 1939, die von Gibraltar aus abgehalten wurden, wurden Luftangriffe auf eine Flotte im Hafen nicht einbezogen. Aber als dann im Sommer 1939 eine Kriegsgefahr angenommen wurde und auch Italien als Gegner der Mittelmeerflotte berücksichtigt werden musste, informierte Pound im August 1939 seinen Nachfolger im Mittelmeer Admiral Andrew Cunningham über diese Option und Captain Lyster auf der „Glorious“ aktualisierte den Angriffsplan gegen Tarent.

Da Italien im September 1939 aber nicht in den Krieg eingetreten war, wurden in der Folge zahlreiche britischen Einheiten, darunter auch die „Glorious“, die von einem anderen Kommandanten übernommen wurde, aus dem Mittelmeer zur Home Fleet abgezogen und kamen vor allem während der Operationen um Norwegen im April und Anfang Mai 1940 in der Nordsee zum Einsatz. Da zunächst aber eine grundsätzliche Entscheidung der britischen Regierung gefallen war Malta im zentralen Mittelmeer nicht zu verteidigen, musste Alexandrien im Frühjahr 1940 als Hauptstützpunkt der von Admiral Sir Andrew Cunningham befehligten Mittelmeerflotte genutzt werden. Dementsprechend wurde noch vor dem Kriegseintritt Italiens am 10. Juni 1940 die Nachschuborganisation von Malta dorthin verlegt und die Mittelmeerflotte wieder auf fünf Schlachtschiffe, davon ein französisches („Lorraine“), den Flugzeugträger „Eagle“, 13 Kreuzer (davon vier französische), 22 Zerstörer und 12 U-Boote aufgestockt. Die „Eagle“ hatte eine Air Group eingeschifft, die nur über „Swordfish“ und sehr erfahrene Piloten verfügte. Als Italien in den Krieg zur Verfolgung eigener strategischer Ziele eintrat, war mit Sir Dudley Pound ein Mann als Erster Seelord in der Admiralität für die Seeoperationen der Royal Navy insgesamt verantwortlich, dem die Pläne für einen Angriff auf den italienischen Hauptstützpunkt mehr als geläufig waren!

Schon bald sah sich die italienische Marine nächtlichen Angriffen von Torpedoflugzeugen des Trägers „Eagle“ ausgesetzt. Am 05.Juli 1940 wurden im Hafen von Tobruk (Libyen) der italienische Zerstörer „Zeffiro“ und das Frachtschiff „Manzoni“ auf diese Weise versenkt, ein weiterer Zerstörer „Euro“ und zwei Frachtschiffe schwer beschädigt und auf Strand gesetzt. Fünf Tage später griffen Torpedoflugzeuge der „Eagle“ auf der Reede von Augusta (Sizilien) liegende Schiffe an und konnten den Zerstörer „Leon Pancaldo“ versenken. In der Nacht des 20. Juli 1940 wurde Tobruk erneut mit Lufttorpedos angegriffen und dabei die beiden Zerstörer „Ostro“ und „Nembo“ und der Dampfer „Sereno“ versenkt. Schließlich wurde am Morgen des 22. August 1940 die Bomba-Bucht in der Cyrenaika zum Ziel von drei Trägerflugzeugen der „Eagle“, die dort das U-Boot „Iride“ und das Depotschiff „Monte Gargano“ versenken konnten. Beide waren dort dabei gewesen die „Iride“ für den ersten Einsatz von Torpedoreiter mit den „Maiali“ auf die im Hafen von Alexandrien liegende Mittelmeerflotte vorzubereiten.

Anfang September 1940 erhielt die britische Mittelmeerflotte durch das Mittelmeer den Flugzeugträger „Illustrious“, das Schlachtschiff „Valiant“ und die zwei Flakkreuzer „Calcutta“ und „Coventry“ zugeführt. Dabei kehrte der frühere Kapitän Lyster der „Glorious“ nun als Rear-Admiral und Befehlshaber der Flugzeugträger ins östliche Mittelmeer zurück und unterbreitete dem Flottenbefehlshaber Cunningham sofort den früheren Plan eines Angriffes auf Tarent. In diesen Tagen erhielt Admiral Cunningham außerdem ein Telegramm Winston Churchills, der auch als Premierminister sich nach wie vor über den Ersten Seelord Pound hinweg durch Weisungen in die maritimen Operationen einzuschalten pflegte, in dem offensive Aktivitäten gegen die italienische Flotte gefordert wurden. In einem Brief vom 22. September 1940 an den Ersten Seelord erklärte daraufhin Admiral Cunningham seine Absicht eines nachhaltigen Luftangriffes mit den Flugzeugen der beiden Träger „Eagle“ und „Illustrious“ auf die italienischen Schlachtschiffe in Tarent. Anstelle des dritten Besatzungsmitglieds der „Swordfish“ sollte ein abwerfbarer Zusatztank die erforderliche und für die italienische Marine überraschende Reichweite der Torpedoflugzeuge sicherstellen.

Dieser unter dem Decknamen „Operation Judgement“ geplante Luftangriff sollte zunächst am 21.Oktober 1940 erfolgen. Aber an Bord des Trägers „Eagle“ geriet einer der 270 Liter Treibstoff fassenden Zusatztanks einer „Swordfish“ in Brand und das Feuer breitete sich rasch aus. Dabei wurden zwei „Swordfish“ zerstört und das Treibstoff-System der „Eagle“ schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die „Eagle“ musste daher zur Reparatur gehen und die Operation zunächst aufgeschoben werden.

Bis zum britischen Angriff am 11. November 1940 auf Tarent hatte die italienische Flotte zumindest auf dem Papier im zentralen Mittelmeer eine deutliche Überlegenheit. In diesem Zeitraum wurden 36 italienische Konvois mit insgesamt 75 Frachtschiffe nach Tobruk und Bengazi ohne Verlust geführt und die 142 Konvois mit insgesamt 252 Frachtern nach Albanien in Vorbereitung des italienischen Angriffes auf Nordgriechenland erlitten nur minimale Verluste. Von britischer Seite gelang es aber auch drei Konvois mit insgesamt 12 Frachtschiffen nach Malta durchzubringen, die zwei dagegen geführten Vorstöße der italienischen Schlachtflotte konnten auf Grund unzureichender Aufklärung und einschränkender Weisungen der Marineführung diese nicht ver- oder auch nur behindern. Nach der italienischen Offensive ab 28.Oktober 1940 in Nordgriechenland wurde von der britischen Mittelmeerflotte in der Sudabucht auf Kreta ein vorgeschobener Stützpunkt eingerichtet, doch verzichtete man auf Grund der potentiellen Bedrohung durch italienische Torpedoflugzeuge zunächst dort schwere Einheiten zu stationieren. Gleichzeitig erhielt aber der Plan des Angriffes auf die italienische Flotte in Tarent entsprechende Dringlichkeit, sollte doch die italienische Überlegenheit deutlich herabgesetzt werden. Dieser nachhaltige Schlag sollte im Rahmen einer umfangreichen und für die italienische Aufklärung nicht einfach zu erfassenden und noch schwieriger zu interpretierenden Operation mit dem Moment der Überraschung erfolgen, die unter dem Kürzel MB.8 geplant und in deren Rahmen unter dem Decknamen „Judgment“ der Schlag gegen Tarent ausgeführt wurde. Auf britischer Seite gab es aber auch Bedenken, dass auf Grund der geringen Anzahl von Flugzeugen (24 „Swordfish“ der 813.en, 815.en, 819. und 824en Marinefliegerstaffeln) die italienische Marine nur alarmiert und sensibilisiert werden könnte und kein durchschlagender Erfolg zu erzielen sei. Aber diese Bedenken wurden von den verantwortlichen Seeoffizieren nicht geteilt, auch wenn man bei diesem Angriff mit einem Verlust von 50% der Flugzeuge rechnete.

Die italienische Marineführung hatte seit September 1938 die Gefahr eines Luftangriffes auf Hafen und Reede von Tarent vergleichsweise hoch eingeschätzt und einen derartigen Schlag als eine Art „Einleitungsoperation“ unmittelbar nach Ausbruch der Feindseligkeiten erwartet. Es wurden daher am Mitte März 1940 insgesamt 21 Fliegerabwehrbatterien mit 102 Geschützen (meist 76mm), 84 schweren und 109 leichten MG`s sowie eine Reihe von Scheinwerferbatterien (diese vor allem am Ostufer des Mar Grande) rund um die Reede von Tarent (Mar Grande) in Stellung gebracht, eine Sperrlinie von 4200 Meter Länge in der Einfahrt zum Mar Grande zwischen der Mole und der Insel San Paolo mit Torpedoschutznetzen eines gegenüber dem Krieg von 1915 bis 1918 verbesserten Typs unmittelbar vor den Liegeplätzen der schweren Schiffe ausgebracht, ein umfassendes System der Luftaufklärung mit Schwimmerflugzeugen und Flugbooten eingerichtet und der Einsatz einer Art „Alarmdivision“ westlich der Insel Kephalonia vorbereitet. Diese sollte aus den alten Kreuzern „Bari“ (ex „Pillau“ ex „Murajew Amurski“) und „Taranto“ (ex „Strassburg“) sowie zwei älteren, noch aus den Operationen der k.u.k. Marine gegen die Straße von Otranto bekannten Zerstörern „Mirabello“ und „Riboty“ bestehen, deren Verlust man bei diesem Einsatz inkaufnehmen wollte, sie wurden als „verzichtbar“ eingestuft. Da der italienischen Führung am 10.Juni 1940 die Position des britischen Trägers „Eagle“ genau bekannt war, wurden nur „Bari“ und „Riboty“ zu diesem Aufklärungsauftrag eingesetzt, der bekanntlich ohne Auswirkungen blieb da zur Überraschung des italienischen Oberkommandos kein Angriff Richtung Tarent erfolgt war. Man stufte in diesen Tagen der ersten Operationen die Schutzmaßnahmen für Tarent.als ausreichend ein.

Am 20.Juni 1940 fand die italienische Hafensicherung von Tobruk in den um den alten Panzerkreuzer „San Giorgio“ (der als schwimmende Batterie dort verankert lag) ausgelegten Torpedoschutznetzen zwei britische Torpedos, die in der Nacht zuvor das U-Boot „Parthian“ unbemerkt gegen den Panzerkreuzer lanciert hatte. Bei der technischen Untersuchung dieser britischen Torpedos wurde an diesen eine wirksame Netzschneideeinrichtung entdeckt, die bei höherer Geschwindigkeit der Torpedos in der Lage war auch die verbesserten italienischen Schutznetze zu durchschneiden! Diese unangenehme technische Erkenntnis bewog die italienische Marineführung unverzüglich stärkere Torpedoschutznetze zu bestellen. Allerdings war die Industrie erst ab September 1940 derartige Netze zu liefern, insgesamt wurden aber im kritischen Zeitraum nur 1800 Meter Netz hergestellt. Die Auslegung doppelter Netzsicherungen wurde zwar überlegt, musste aber mangels entsprechender Netze unterbleiben. Den Friedensbestand an Antitorpedo- sowie Anti-U-Boot-Netzen hatte man bereits ausgelegt und die noch verfügbaren 13.000 Meter Netz waren für andere, wichtige Verwendung vorgesehen und großteils nicht greifbar. Die letztlich in Tarent depotgelagerten 2800 Meter neu gefertigter Netze wurden als Folge einer Kontroversen um die Art der Netzsperren noch nicht ausgelegt!

Nach den angeführten Luftangriffen auf Tobruk und Augusta erteilte Supermarina allen italienischen Hafen- und Stützpunktkommandanten nachhaltige Weisungen für die Verbesserung der Schutzmaßnahmen. Entsprechende Pläne lagen in der zweiten Hälfte August 1940 vor. In Tarent entschied sich der zuständige Admiral Antonio Pasetti daraufhin für die Liegeplätze der einzelnen Schlachtschiffe Netzboxen nach dem bewährten Vorbild von Tobruk für die „San Giorgio“ anzulegen. Dafür hätte allerdings die in der Einfahrt befindliche Netzsperre aufgelöst werden müssen und bis zur Fertigstellung der Boxen für alle Schlachtschiffe waren rund fünf Monate (wenn nicht mehr) zu veranschlagen. Somit lag es nahe für diesen Zeitraum der Schwäche der Hafensicherung die Schlachtflotte aus Tarent abzuziehen. Diese Option lehnte das Oberkommando aus politischen und strategischen Gründen ab. Admiral Campioni, der Befehlshaber der Schlachtflotte und die Kommandanten lehnten die Idee der Netzboxen allerdings vehement ab. Somit wurde ein Kompromiss umgesetzt.

Die Schlachtschiffe und Kreuzer (soferne diese nicht im inneren Hafen, dem Mar Piccolo Liegeplätze erhielten) bezogen Liegeplätze mit nur 15 Meter Wassertiefe, die nach Erfahrungen der italienischen Marine bei den Lufttorpedoangriffen auf britische Schiffe vor Alexandrien am 15. und 23. August 1940 das Einsteuern abgeworfener Lufttorpedos nicht zulassen würde. Die bereits vorhandene Netzsperre wurde nach innen in das Mar Grande verlegt und riegelte bis in 8 Meter Tiefe in einer Linie vom Kopf des Wellenbrechers an der Tarantola Bank in Richtung der Einfahrt in den inneren Hafen ab, eine weitere Linie wurde parallel dazu mit 1700 Meter Abstand verlegt und zwischen diesen beiden Linien die verbleibende Einfahrt mit erforderlichen Lücken abgesichert. Entlang des inneren Wellenbrechers und der äußeren Netzlinie wurde eine Ballonsperre mit 115 kleinen Ballons (aus dem Jahr 1918) in 200 Meter Höhe von 11 km Länge errichtet, die insgesamt eine wirkungsvolle Schutzmaßnahme gegen Torpedoflugzeuge hätten bilden können. Allerdings waren Ende Juli 1940 bereits 20 davon vom Wind „verblasen“. Da keine „alten“ Ballons mehr verfügbar waren und die neu bestellten erst im Dezember 1940 geliefert werden konnten, wurden auch 13 weitere Verluste nicht ergänzt und nach einem Sturm am 08.November 1940 verblieben nur mehr 26 intakte Ballons in der Sperre, die nun große Lücken aufwies.

Die britische Operation „Judgement“, in deren Verlauf insgesamt zehn verschiedene Aktivitäten im gesamten Mittelmeer gesetzt wurden, begann am 04.November 1940 mit gezielten Aufklärungsflügen der auf Malta stationierten Fernaufklärer. Im Zuge dieser umfassenden Operation sollten Nachschub und Verstärkungen sowohl von Gibraltar durch die Force „H“ (mit dem Träger „Ark Royal“, dem leichten Kreuzer „Sheffield“ und fünf Zerstörern) als auch von Alexandrien ein Konvoi von vier Frachtern durch die Mittelmeerflotte (mit dem Träger „Illustrious“, vier Schlachtschiffen, fünf Kreuzern und 13 Zerstörern) nach Malta geleitet werden, das Schlachtschiff „Barham“ mit den Kreuzern „Berwick“ und „Glasgow“ sowie vier Zerstörern war als Verstärkung durch die Straße von Sizilien der Flotte im zentralen Mittelmeer für Alexandrien zuzuführen. Entladene Frachtschiffe aus Malta wurden aufgenommen, ein Konvoi nach Kreta für die Suda-Bucht geführt. Dazu kamen Aktionen britischer Kreuzer mit Vorstößen gegen italienische Seeverbindungen im Südteil der Ägäis und im zentralen Mittelmeer. Die Mittelmeerflotte hatte Alexandrien am 06.November 1940 mit den Schlachtschiffen „Warspite“, „Valiant“, „Malaya“ und Ramillies“ , dem Flugzeugträger „Illustrious“, ihren Kreuzern und Zerstörern verlassen und zunächst die Konvoisicherung und die Nebenaufgaben wahrgenommen. Der Träger „Eagle“ konnte auf Grund verschiedener Schäden nicht teilnehmen, aber fünf ihrer „Swordfish“-Flugzeuge wurden als Ergänzung der 19 Maschinen an die „Illustrious“ abgegeben. Somit standen statt der geplanten 30 Flugzeuge nur deren 24 zur Verfügung, davon fielen weitere drei noch vor der Aktion gegen Tarent durch Unfall und Totalschaden aus. Dazu kamen noch die Jagdflugzeuge der 806.en Marinefliegerstaffel.

Erst nach dem angeführten Sturm erfaßte die italienische Luftaufklärung im Laufe des 08.November 1940 Teile der britischen Verbände halbwegs zwischen Kreta und Malta. Die italienischen U-Bootlinien südwestlich Sardinien (5 U-Boote) und ostwärts Malta (5 U-Boote) konnten die britischen Verbände nicht bzw nur im Einzelfall erfassen, das Lagebild blieb für Supermarine unübersichtlich. Da man im italienischen Oberkommando nachhaltig zur Vorsicht tendierte, wurde nur die 14. Zerstörerflottille in die Sizilienstraße entsandt, konnte aber zur Klärung der Situation nichts beitragen. Zu Mittag des 10.November wurde die bereits nach Osten ablaufende Hauptgruppe der Mittelmeerflotte erfolglos von italienischen Flugzeugen aus großer Höhe bombardiert, und da es während dieser Tage mit Hilfe des neuen und der italienischen Marine unbekannten Radarsystems auf „Illustrious“ und der dadurch gezielten Führung der Jagdflugzeuge des Trägers gelungen war sieben italienische Seeaufklärer abzuschießen, ergab sich für die italienische Marineführung ab dem 10.November eine äußerst ungünstige Aufklärungslücke. Da man die Position des oder der britischen Flugzeugträger nicht konkret kannte wurde daher am Abend des 10.November (1955 Uhr) für Tarent der Alarm zur Luftabwehr ausgelöst.

Zu diesem Zeitpunkt lagen alle sechs Schlachtschiffe der italienischen Flotte ( „Conte di Cavour“, „Giulio Cesare“, „Andrea Doria“, Caio „Duilio“, „Littorio“ und „Vittorio Veneto“) , drei schwere Kreuzer („Fiume“,“Zara“,“Gorizia“) sowie vier Zerstörer innerhalb der Netzsperre und des Wellenbrechers im Mar Grande, vier weitere Zerstörer lagen vorwärts dieser Netzsperre und weitere vier schwere (“Trieste“, „Trento“, „Pola“ und „Bolzano“ )und zwei leichte Kreuzer („ Abruzzi“ und „Garibaldi“) sowie 19 Zerstörer befanden sich im inneren Hafen (Mar Piccolo), wo sie vor Angriffen mit Lufttorpedos sicher waren. Infolge der unübersichtlichen Lage hatte sich das Oberkommando bislang nicht für einen Vorstoß der Flotte entschlossen, doch plante man für den 12.November eine Operation der Flotte, in deren Verlauf eine Division der schweren Kreuzer den britischen Stützpunkt Sudabucht an der Nordküste Kretas beschießen und die Schlachtschiffe die Fernsicherung und damit den Rückhalt bieten sollten. Die Reaktion auf die Meldungen über britische Schiffe beschränkte sich daher auf die angeführten Einsätze der U-Boote und Zerstörer, die Luftaufklärung und einige Vorfeldpatrouillen mit MAS. Da sich in der Nacht zum 11.November und während dieses Tages dann kein Angriff auf Tarent ereignet hatte und man die britische Mittelmeerflotte bereits auf dem Rückweg nach Alexandrien weit im Osten jedenfalls außerhalb der bekannten Reichweite der „Swordfish“-Flugzeuge vermutete, legte sich die gespannte Stimmung in Tarent und im Oberkommando. Ein Großteil der Offiziere der Flotte nahm daher am Abend des 11.November (einem Feiertag im damaligen Italien) im Marineklub von Tarent an einem Empfang aus Anlaß des Geburtstages des italienischen Königs teil. Daher hatten bei der größeren Zahl der Flugabwehrbatterien vor allem bei den schweren MG und auf den Schlachtschiffen meist recht unerfahrene Fähnriche an diesem Abend des 11. November das Kommando.

Aber die britische Mittelmeerflotte hatte sich nicht zurückgezogen. Seit dem 04.November und vor allem im Laufe des 10. und am Morgen des 11. November 1940 hatten britische Aufklärungsflugzeuge des Typs Martin Maryland des 431.en Aufklärungsgeschwaders der Royal Air Force von Malta aus mehrfach den Stützpunkt Tarent überflogen und offenbar unbehindert ausgezeichnete Fotos der Ankerplätze der italienischen Schiffe im Mar Grande und Mar Piccolo eingebracht. Diese Unterlagen wurden dann am 11.November auf den Flugzeugträger „Illustrious“ gebracht und ermöglichten dort eine detailgenaue Vorbereitung der Durchführung des Angriffes und vor allem eine entsprechende Einweisung der Piloten. Besondere Sorgfalt hatte man auf die technischen Probleme für die Torpedos und deren geeignete Vorbereitung verwendet. Um 1800 Uhr des 11. November verließen der Träger „Illustrious“ mit seiner Sicherung aus drei schweren und einem leichten Kreuzer(„Gloucester“, „York“, „Berwick“ und „Glasgow“) sowie vier Zerstörern sowie das 7. Kreuzergeschwader mit drei leichten Kreuzern („Orion“, „Sydney“ und „Ajax“) und zwei Zerstörern den Hauptteil der Mittelmeerflotte, um im Ionischen Meer in Richtung Tarent bzw die Straße von Otranto vorzustoßen. Das 7. Kreuzergeschwader sollte den italienischen Konvoiverkehr zwischen Valona (Albanien) und Brindisi stören (wobei im Laufe der Nacht die vier italienischen Dampfer „Premuda“, „Catalani“, „Capo Vado“ und „Antonio Locatelli“ mit insgesamt 16.856 BRT versenkt wurden) und die „Illustrious“ sollte nun ihrem früheren Kommandanten und nunmehrigen Rear-Admiral Lyster die Möglichkeit bieten, den durch viele Jahre verfolgten Plan des Angriffes auf Tarent tatsächlich zu realisieren.

Knapp nach 2000 Uhr erreichte die „Illustrious“ eine Position 170 Seemeilen südostwärts von Tarent westlich der Insel Kephalonia. Die verbleibende Entfernung konnten – entgegen der Beurteilung der italienischen Marineführung – die inzwischen mit abwerfbaren Zusatztanks ausgerüsteten und in der Reichweite gesteigerten „Swordfish“ –Flugzeuge in gut zwei Stunden überwinden. Die „Illustrious“ verblieb somit außerhalb der italienischen routinemäßigen Aufklärung und Überwachung, die Voraussetzung für eine operative Überraschung war somit gegeben. Gegen 2000 Uhr überflog ein Flugboot des Typs Short „Sunderland“ nochmals Tarent, um die Anwesenheit der Flotte in dem italienischen Stützpunkt zu überprüfen. Die Schlachtflotte war nicht ausgelaufen, aber der Aufklärungsflug alarmierte die italienischen Kräfte in Süditalien generell. Da die italienischen Streitkräfte jedoch über keine Radarsysteme verfügten, war nach diesem „einsamen“ Aufklärer zunächst nur Abwarten angesagt.

Die zwischen 2015 und 2043 Uhr von der Illustrious gestartete erste Welle umfasste jedenfalls 12 Flugzeuge (das Maximum von der „Illustrious“ in einer Welle abzufertigenden Maschinen), davon sechs „Swordfish“ mit Torpedos, zwei Flugzeuge mit Leuchtbomben und vier mit Bomben. Die erste Welle wurde beim Flug durch eine dünne Wolkenschicht in zwei Gruppen geteilt, sodaß in der Folge eine Gruppe mit 8 Flugzeugen und die andere mit drei Bombern und einem Torpedoflugzeug Tarent ansteuerten. Bis 2134 Uhr folgte dann eine zweite Welle mit acht Flugzeugen (davon zwei Flugzeuge mit Leuchtbomben). Ein weiteres Bombenflugzeug startete rund 20 Minuten später, da es eine leichte Beschädigung während des Anrollens erlitten hatte und repariert werden musste. Die Lufttorpedos waren exakt auf eine Eintauchtiefe von 10 bis 12 Metern und eine Lauftiefe von 10 Metern eingestellt und waren je zur Hälfte mit Aufschlagzündern oder Magnetzündern versehen. Die Schlachtschiffe konnten somit unterhalb ihrer Hauptpanzerung oder unterhalb des Schiffbodens beschädigt werden.

Nach ungestörtem Anflug dürfte die erste Welle vor Tarent durch eine Beobachtungsstelle knapp nach 2245 Uhr erkannt worden sein, in Tarent erfolgte daraufhin gegen 2255 Uhr der allgemeine Luftalarm. Das veranlasste die Offiziere sich aus dem Marineklub auf den Weg zu ihren Dienststellen und Schiffen zu machen und genügte um die Luftabwehrbatterien sowie die Fliegerabwehr der Schiffe gefechtsbereit zu machen. Um 2312 Uhr wurden im Osten des Mar Grande die ersten britischen Leuchtbomben abgeworfen und damit die Liegeplätze erleuchtet. Zwei dieser Flugzeuge warfen Bomben auf die Öltanks der Marine. Gleichzeitig begannen vier Bombenflugzeuge ihren Angriff auf die im Mar Piccolo liegenden Einheiten, der schwere Kreuzer „Trento“ und der Zerstörer „Libeccio“ erhielten je einen Treffer, der aber als Blindgänger nur leichten Schaden anrichten konnte. Erfolgreicher gestaltete sich trotz des Sperrfeuers der Hafenbatterien und des Abwehrfeuers der Schiffe sowie der Lichtkegel der Scheinwerferbatterien der von zwei Seiten durch die Lücken in der Ballonsperre geflogene Angriff der sechs „Swordfish“, die ihre Torpedos mit einem Abstand von 550 bis 1100 Meter zu den Zielobjekten warfen. Die ersten drei „Swordfish“ flogen über die Insel San Pietro an und eines lancierte seinen Torpedo gegen die „Conti di Cavor“. Um 2314 Uhr gelang es der Fliegerabwehr des Schlachtschiffes „Conti di Cavour“ diese eine anfliegende „Swordfish“ abzuschießen, aber der zuvor geworfene Torpedo mit Magnetzündung traf das Schlachtschiff an Steuerbord unter dem Turms B. Er zerstörte einen rund 12 Meter langen Teil des Schiffsbodens und setzte die Hauptpumpe des Schiffes im Vorschiff außer Betrieb. Die beiden anderen „Swordfish“ griffen die „Andrea Doria“ an, erzielten jedoch keinen Treffer. Die beiden Besatzungsmitglieder der abgeschossenen „Swordfish“ wurden von den Italienern geborgen.

Die nächsten drei „Swordfish“ griffen mehr aus nördlicher Richtung an und davon erhielt um 2315 Uhr das moderne Schlachtschiff „Littorio“ backbord einen Torpedotreffer am Heck nahe dem Ruder, der den Schiffskörper auf 7 mal 1,5 Meter aufriß, sowie an Steuerbord einen zweiten Treffer auf Höhe des Turmes A im Vorschiff, der ein Leck von 10 mal 7 Meter zur Folge hatte. Der Torpedo der dritten „Swordfish“ verfehlte die „Vittorio Veneto“. Um 2321 Uhr war dieser Angriff bereits zu Ende. Wenige Minuten danach erhielt der diensthabende Leutnant im Oberkommando erste Meldungen über eine gewaltige Seeschlacht, worauf er die verantwortlichen hohen Offiziere alarmierte.

Der Kommandant der „Conti di Cavour“ beurteilte die Schäden seines Schiffes als gravierend, forderte Schlepperhilfe an und beabsichtigte das Schiff an der nahen 12 Meterlinie auf den sandigen Grund zu setzen. Um 2345 Uhr waren die Schlepper „Tenace“ und „Boeo“ bereit das Schlachtschiff abzuschleppen, das die Anker eingeholt hatte und nur mehr an der Boje hing. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der Tiefgang der „Conti di Cavour“ bereits um 0,6 Meter erhöht. Auf der „Littorio“ versuchte man mit den eigenen Pumpen den Wassereinbruch zu beherrschen.

Während dieser Maßnahmen traf um 2358 Uhr vor dem Mar Grande die zweite Welle der britischen Trägerflugzeuge ein, wobei allerdings eine der Maschinen auf Grund von Problemen mit dem Zusatztank vorzeitig den Rpckflug zum Flugzeugträger angetreten hatte. Erneut wurden von zwei Flugzeugen die Leuchtbomben trotz nunmehr heftigen Abwehrfeuers planmäßig geworfen und so gelang es zwei „Swordfish“ um 2359 Uhr im Vorschiff der bereits angeschlagenen „Littorio“ einen dritten Treffer zu erzielen, der die Bordwand auf 11 mal 9 Meter aufriß. Der zweite Torpedo allerdings verfehlte sein Ziel. Der schwere Kreuzer „Gorizia“ konnte aber eine der beiden Maschinen, die „Littorio“ angegriffen hatten zum Absturz bringen. Die Besatzung fand den Tod. Eine „Swordfish“ hatte von der Flugabwehr zwei Treffer erhalten, warf den Torpedo gegen die „Vittorio Veneto“, verfehlte aber dieses Schiff. Unmittelbar danach, um 2400 Uhr, detonierte ein mit Magnetzünder versehener Torpedo an Steuerbord unter dem Schiffsboden des Schlachtschiffes „Caio Duilio“ in Höhe des Turmes B und verursachte schwere Schäden in diesem Bereich. Knapp vier Minuten dauerte auch diese Angriffswelle. Um 0015 Uhr erschien noch das verspätete gestartete Flugzeug über Tarent, der Bombenangriff auf einen italienischen Kreuzer blieb aber ohne Erfolg. Die 19 verbleibenden britischen Flugzeuge erreichten rund zwei Stunden später ohne weitere Verluste den Träger „Illustrious“, der Nachzügler als letzter um 0239 Uhr. Die italienische Marine verzichtete auf umfangreichere Maßnahmen zur Verfolgung.

Knapp nach 2400 Uhr traf der Chef der 5. Division („Conti di Cavour“ und „Giulio Cesare“) an Bord der „Conti di Cavour“ ein und nach einigen Diskussionen und einer Empfehlung Admiral Campionis aus technischen Gründen ein Aufsetzen der Schiffe möglichst zu vermeiden, untersagte der Divisionschef in einer heftigen Auseinandersetzung mit dem Kapitän des Schlachtschiffes diese Maßnahme. So begann man auch auf „Conti di Cavour“ (wie auf „Littorio“ und „Caio Duilio“) mit Unterstützung der Pumpen von zwei weiteren Schleppern und zwei Tankern Maßnahmen zur Stabilisierung durch Gegenflutung. Gegen 0200 Uhr des 12. November tauchte „Conti di Cavour“ aber bereits 14,5 Meter tief ein und gegen 0330 Uhr erkannte man die unzureichende Wirkung der bisherigen Maßnahmen auf allen drei beschädigten Schlachtschiffen und in den nächsten zwei Stunden wurden „Littorio“ auf 16 Meter Wassertiefe und „Caio Duilio“ auf 13 Meter auf Grund gesetzt. Aber für „Conti di Cavour“ kamen diese Maßnahmen alle zu spät. Sie sank rund 100 Meter von ihrem Liegeplatz entfernt auf 17 Meter Wassertiefe, geriet in Gefahr zu kentern und musste von der Besatzung verlassen werden. Gegen 0800 Uhr früh stabilisierte sich das Schiff allerdings auf ebenem Kiel. Dabei ragten nur mehr die Aufbauten, Masten und Schornsteine sowie die Türme A,B und C aus dem Wasser. Das italienische Oberkommando musste nach diesem Schlag nun gleich am 12.November doch die drei verbliebenen Schlachtschiffe „Giulio Cesare“. „Andrea Doria“ und die moderne „Vittorio Veneto“ aus dem Ionischen Meer zunächst nach Neapel verlegen (wo es auch nicht gerade die besten Schutzeinrichtungen gab), eine Maßnahme die man vorher als politisch und strategisch „unmöglich“ bezeichnet hatte. Später wurde auch La Spezia als Basis genutzt.

Die britische Flottenführung und vor allem das Mittelmeerkommando waren um eine intensive Ergebnisaufklärung des Einsatzes bemüht. Ein von der Funkaufklärung entzifferter Funkspruch des italienischen Oberkommandos an den italienischen Marineattache in Peking (!) erbrachte eine Reihe von detaillierten Hinweisen, aber insgesamt boten die Ergebnisse der britischen Funk- und Humanaufklärung im Mittelmeer ein unterschiedliches Bild. Die besten Ergebnisse gelangen erneut den britischen Aufklärungsflugzeugen, die Luftbilder ließen das volle Ausmaß der Schäden und die Bergungsbemühungen erkennen. Der Angriff auf Tarent verhinderte auch einen von der britischen Funk- und sonstigen Aufklärung noch nicht erkannten italienischen Flottenvorstoß zur Beschießung der Sudabucht auf Kreta.

Die „Caio Duilio“ wurde nach Genua verlegt und in der dortigen Werft eingedockt und instandgesetzt. Am 08. Februar 1941 konnte die italienische Luftaufklärung über dem westlichen Mittelmeer britische Flottenaktivitäten der Force „H“ von Gibraltar aus erfassen, doch interpretierte dies das italienische Oberkommando als eine weitere Geleitoperation zur Versorgung Maltas. Tatsächlich jedoch beschossen am Morgen des 09.Februar 1941 der Schlachtkreuzer „Renown“, das Schlachtschiff „Malaya“ und der Kreuzer „Sheffield“ den Hafen von Genua, um neben anderen Beeinträchtigungen die Fertigstellung der „Caio Duilio“ zu verhindern. Trotz Einsatz von 273 Granaten 38,1cm, 782 Granaten 15,2cm und 400 Granaten 11,4cm wurden von 55 Schiffen im Hafen nur 4 Frachter und ein altes Schulschiff versenkt, das Dock mit der „Caio Duilio“ aber nicht getroffen. Bei der schlechten Sicht erzielten aber auch die italienischen Küstenbatterien keine Wirkung. Ein italienischer Flottenverband mit den drei einsatzbereiten Schlachtschiffen, drei schweren Kreuzern und 10 Zerstörern war in das Seegebiet vor Sardinien gelaufen, verfehlte aber infolge dichten Nebels, unzureichender Ergebnisse der Luftaufklärung und Fehlinterpretation der Lage (ein französischer Geleitzug befand sich auch vor Korsika) die britische Kampfgruppe, die am 11. Februar 1941 unbehelligt nach Gibraltar zurückkehrte.

Die „Caio Duilio“ trat am 16.Juni 1941 wieder zur Flotte in Tarent, auch „Littorio“ die in Tarent ins Dock gebracht worden war, kam zu diesem Zeitpunkt wieder voll operationell zur Flotte. Die „Conti die Cavour“ hingegen war erst am 09.Juni 1941 gehoben und kam dann am 12.Juli 1941 in Tarent in das ehemals k.u.k. Schwimmdock GO 12, das ursprünglich für die Aufnahme der „Tegetthoff“-Klasse gebaut worden war. Ende 1941 lief „Conti di Cavour“ dann für die weiteren Reparaturen nach Triest, wurde jedoch nicht mehr fertig oder in Dienst gestellt. Nach dem 10.September 1943 verblieb das Schiff als Hulk in Triest, erlitt am 15. (nach anderen Quellen am 17.) Februar 1945 bei einem Luftangriff der U.S. Air Force auf Triest schwere Schäden und sank als deren Folge am 22..Februar 1945.

Der beigeordnete japanische Marineattache in Berlin Lt.Cdr Takeshi Naito flog schon wenige Tage nach dem Luftangriff auf Tarent aus Berlin nach der italienischen Flottenbasis, um vor Ort Berichte einzuholen und Taktik und Technik des britischen Angriffes zu studieren. Da man bis zu diesem Zeitpunkt für Luftangriffe mit Torpedos eine Wassertiefe von mindestens 30 Metern als Voraussetzung angenommen hatte, ergaben sich daraus neue Möglichkeiten für die Nutzung dieser Waffe. Die Ergebnisse der persönlichen Erkundung durch Naito und der Untersuchungen der italienischen technischen Experten wurden dem japanischen Marineoberkommando übermittelt. Zwischen Lt. Cdr Naito und Cdr Mitsuo Fuchida fand in der Folge eine längere Unterredung über diese Aspekte statt. Fuchida war dann umfassend in die Planung des japanischen Marinestabes für einen japanischen Trägerangriff auf Pearl Harbour einbezogen und führte als Flugkommandant die japanischen Trägerstaffeln zum Angriff auf die amerikanische Pazifikflotte in diesem Hafen am Morgen des 07.Dezember 1941. Da in Pearl Harbour das Wasser nur 14,5 Meter Tiefe aufwies , erwies sich die Auswertung der technischen Vorbereitung der britischen bei Tarent eingesetzten Lufttorpedos als außerordentlich wesentlich. Auf Grund dieser Erkenntnisse erhielten die japanischen Lufttorpedos für diesen Angriff zusätzliche hölzerne Schwanzflossen, die die Torpedos in horizontaler Lage hielten, sodass sie eine maximale Eintauchtiefe von 12 Metern aufwiesen. Ausserdem erhielten sie eine zusätzliche Schutzkappe aus Weichholz, die beim Auftreffen auf der Wasseroberfläche wegbrach und somit den Aufschlag selbst abmildern konnte. Damit wurden von der japanischen Marine entsprechende Erprobungen durchgeführt und die Voraussetzungen für den erfolgreichen Angriff vom 07.Dezember 1941 geschaffen, mit dem sich die japanische Marine jene Handlungsfreiheit im westlichen und südwestlichen Pazifik sowie in Verbindung mit der Versenkung der beiden britischen Schlachtschiffe „Prince of Wales und Repulse“ vor der Otsküste der Halbinsel Malaya auch in Südostasien erkämpfen konnte, die für die geplanten Operationen zur Besetzung der Rohstoffbasen und Stützpunkte erforderlich war.

General i.R. Mag.Horst Pleiner

Literaturhinweise

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John WINTON “Find, Fix and Strike”The Fleet Air Arm at War 1939 – 1945, Cassell Military Paperback, London