50 Jahre Marinekameradschaft Admiral v. Sterneck, Klagenfurt - Ein Garant österreichischer Marinetradition

Festrede von Präsident Oberst Prof. DI Karl Skrivanek, vorgetragen Im Rahmen der Rundfahrt der Festgäste auf dem Schiff DS THALIA am Wörthersee am 27. 05. 2006

Bevor wir uns dem Jubilar - unserer MK Admiral v. Sterneck - zuwenden, sollten wir vielleicht etwas über die heutige Situation österreichischer Marinetradition nachdenken

Vor einiger Zeit erhielt ich einen Taschenkalender aus alter Zeit, den Kalender des Österreichischen Flottenvereins 1916 Mit großem Interesse blätterte ich in diesem kleinen interessanten Taschenbuch, das uns 100Jahre nach Gründung des Österreichischen Flottenvereins (ÖFV) in die damalige Zeit zurückführt. Ich will Sie, unsere Gäste bei dieser Jubiläums-Festveranstaltung, nun am Beispiel einiger Passagen aus diesem Büchlein in jene Zeit und ihre Gedankenwelt, in eine Zeit, als unser Österreich noch Teil eines großen Reiches war, in dem das Meer und die Marine eine wesentliche Rolle spielten, führen.
So sagte der spätere Protektor des ÖFV Erzherzog Franz Ferdinand zu dem k.u.k. Seeoffizierskorps im Jahre 1905: „Die Kaiserlich und Königliche Flotte möge so stark werden, dass sie ihre Aufgabe in der Adria zu erfüllen ganz imstande ist!“ Damit verwundert es uns nicht, wenn wir weiter lesen: „Das schönste, blankste, stolzeste Reichskleinod, das Österreich–Ungarn besitzt, ist seine Marine. Wer einmal unsere Blaujacken in Pola besucht hat, der kehrt mit dem erhebenden Bewusstsein heim, dass bei der Schaffung unserer Flotte nur Ganzes, Strammes, Zielbewusstes, Einheitliches geleistet worden ist. Unsere Dalmatiner genießen als Seeleute bei allen Völkern der Erde Weltruf.“

Viele Österreicherinnen  und Österreicher werden aber doch verwundert die Frage stellen, wieso  es hierzulande, also in  einem Land, das seit 1918 keine eigene Meeresküste hat, einen Österreichischen Marineverband gibt.

Dazu einige Worte:
Österreicher aller Kronländer der Monarchie hatten während ihres Lebens als Forscher und Ingenieure, Entdecker und Erfinder, Architekten und Historiker, Admirale und Marineure hervorragenden Anteil an der Gestaltung  der Beziehungen des Menschen  zum Meer und zur Seefahrt.

Vieles ist zum Nutzen der nachfolgenden Generationen der 1. und 2. Republik bis in die Gegenwart. Dies wird beeindruckend im Marinesaal des heeresgeschichtlichen Museums  in Wien  und an etlichen anderen Stellen dokumentiert. Zahlreiche junge oder jung gebliebene Österreicherinnen und Österreicher vertreten im Engagement auf  Schiffen  diverser Reedereien anderer Länder  sowie  auch sichtbar mit ihren Yachten und Booten  in anerkennenswerter Weise die Flagge Rot- Weiß- Rot, nicht nur auf  unseren Seen und Flüssen, sondern auch in  internationalen Gewässern.

Internationalität ist auch ein Grundsatz des heutigen Österreichischen Marineverbandes ( Ö.M.V.) durch seine aktive Mitgliedschaft  in der  Internationalen Seefahrerföderation ( I.M.C.), der gemeinsamen Plattform der Marineverbände in (dzt) Belgien , Deutschland, Frankreich , Großbritannien , Italien , Niederlande, Kroatien und Österreich. Sie alle bilden eine durch das Wasser der Meere  geeinte Familie.
Aber unser Verband geht auch zusätzlich eigene Wege. So haben wir die Kontakte in Kroatien intensiviert und mit dem kroatischen Marineverband „Hrvatska Pomorska Straza“ 2003 eine vorbildliche Partnerschaft geschlossen. Mit der Partnerschaft zur italienischen ANMI Gruppe „Nello Sistilli“ aus Montesilvano haben wir auch in Italien zusätzlich zu den Verbindungen vieler MKn auch einen direkten ÖMV- Partner, der uns bei unseren völkerverbindenden Aufgaben unterstützt. Und nun kam in England die Admiral Viscount Keppel Association unseres Kameraden Cav. Mag. Philip Bonn als Bruder -und. Partnereinheit dazu. Am 22. Mai wurde auf einem großen Empfang an der österreichischen Botschaft in London diese Verbindung von der österreichischen Botschafterin Dr Gabriele Matzner-Holzer, vom österreichischen Verteidigungsattache Bgdr Mag. Michael Derman und vom ÖMV- Präsident Oberst Prof DI Karl Skrivanek, den ca. 50 hochrangigen Gästen, darunter Admiräle und weitere Offiziere von der Royal Navy, vorgestellt Damit konnten wir unsere internationale Arbeit parallel zu den Verbänden des IMC wesentlich stärken.

Jeder dieser IMC-Verbände steht auf Basis seiner eigenen Vergangenheit und dementsprechend der Österreichische Marineverband auf Basis der Gründung des „Österreichischen Flottenvereins“ im Jahre 1904, als Urzelle eines Zusammenschlusses damaliger Staatsbürger in Österreich- Ungarn, zur Förderung „maritimen Gedankengutes“. Seine Mitglieder stammten aus allen wirtschaftlichen Bereichen des Lebens in der Monarchie und so entstand auch ein Netz wirtschaftlicher Interessen, die aber alle irgendwie mit der See in Verbindung standen.

Heute will der Ö.M.V. mithelfen, die Geschichte und die Tradition der österreichischen Seefahrt und k.u.k. Marine zu bewahren und  an spätere Generationen  weiterzugeben. Er will auch bewusst machen, dass die Zukunft  innovativen und kreativen Österreicherinnen und Österreichern im Vereinten Europa auch auf maritimem Gebiet viele Chancen und  Möglichkeiten  bringen wird.

Information über „Seefahrt gestern – heute – morgen“, nationale und internationale maritime Veranstaltungen , internationale Jugendsegellager, Mitsegeln, Vorträge, Bordabende  oder Treffen, Reisen, Gemeinschaft und Geselligkeit usw. werden  im Rahmen der Aktivitäten der 18  dem österreichischen  Marineverband  angehörenden lokalen Verbandsgruppen  in den Bundesländern  den Mitgliedern angeboten. In diesem Zusammenhang gebührt der Dank des ÖMV dem Österreichischen Bundesheer für die Unterstützung  bei unseren Aktivitäten und Veranstaltungen  auf nationaler und internationaler Ebene. Ich hoffe dass ich ihnen mit diesen Worten den Sinn eines Marineverbandes in Österreich einigermaßen verständlich machen konnte. 

Ich erwähnte bereits, dass der ÖMV der Dachverband von 18 regionalen Marinekameradschaften ist Er wurde in seiner heutigen Form im Jahre 1970 als Dachverband aller ehemaligen Österreichischen Marineangehörigen und deren Förderer gegründet und hat in den 18. regionalen Marinekameradschaften derzeit ca. 1000 Mitglieder. Nach Turbulenzen hat sich der ÖMV dank der Solidarität aller Kameraden wieder konsolidiert und mit der Aufnahme der MK Admiral Erzherzog Franz Ferdinand , Wien und der MK Danubia Wien haben wir wieder 2 neue Wiener Marinekameradschaften.

 

Im September des Jahres 2004  begingen wir mit einer großen, international  viel beachteten, repräsentativen Festveranstaltung das 100- Jahr Jubiläum des Österreichischen Flottenvereins, dessen Tradition nun vom heutigen Österreichischen Marineverband weitergeführt wird. Im August 2004 riefen wir die Jugend  des internationalen Verbandes der IMC zum Jugendsegellager nach SPLIT / Kroatien. Mit 55 Jugendlichen, Burschen und Mädchen  aus 8 Nationen war das Camp  ausgezeichnet besucht.

Der ÖMV arbeitet als wehrpolitischer Verein gemäß Erlass des BMLV  vom 3.1. 2000 mit dem Österreichischen Bundesheer zusammen.

Zum Marinejubiläum 2004  widmete uns der Herr Bundesminister für Landesverteidigung  Günther PLATTER ein Geleitwort in, dem er ausdrückte: Das 100. Gründungsjahr des Österreichischen Flottenvereins bildet jenes Fundament, auf welchem die Leistungen des Österreichischen Marineverbandes  erfolgreich aufgebaut werden können. Die Treue zur österreichischen Schifffahrt und die Festigung des Seeschifffahrtsgedankens sollten somit auch in Zukunft erhalten bleiben.

In diesem Geiste will ich mich nun unserer Marinekameradschaft Admiral v. Sterneck in Klagenfurt, die derzeit von Kamerad Bernhard Kiendl vorbildlich geführt wird und heute das 50- Jahr – Jubiläum begeht. zuwenden, Ich darf die Geschichte unseres Jubilars mit einer kleinen Chronik in Erinnerung rufen und dessen wechselvolle Geschichte aufzeigen.

Schon 1906 gab es in Klagenfurt eine Ortsgruppe des Österreichischen Flottenvereins, 1925 dann eine Kameradschaft der ehemaligen Marineangehörigen, die 1938 in den deutschen Marinebund eingegliedert wurden. Viele Kärntner dienten im 1. und 2. Weltkrieg in der Kriegsmarine und im Kärntner Abwehrkampf 1918- 1919 war eine Marinekompanie im Einsatz und so steht beim Ehrenmal am Friedhof Annabnichl ein Anker und in Krumpendorf ein Gedenkstein für den im Abwehrkampf und bei der Volksabstimmung verdienten Fregattenkapitän Peter- Pirkham.

Am 12. März 1955 wurde durch den ehemaligen U- Bootskommandanten Rechtsanwalt Dr Karl Theodor Mayer im Funkhausrestaurant Klagenfurt der Kameradschaftsbund ehemaliger Marineangehöriger in Kärnten gegründet. In der Folge entstanden in Klagenfurt, St. Veit, Villach, Spittal und Feldkirchen „ Crews“ Und die Tätigkeit de Kameradschaftsbundes ehemaliger Marineangehöriger erstreckte sich als „ Österreichischer Marinebund“ sich auf ganz Österreich.

Nach der Fusion des Österreichischen Marinebundes mit dem Österreichischen Marineverband 1965 bzw. 1970 wurde 1988 der Vereinsname der MK Klagenfurt nach dem Klagenfurter Admiral auf „ Marinekameradschaft Admiral Sterneck Klagenfurt – Wörthersee“ geändert.

Der Leib des verdienten Admirals Maximilian Daublebsky, Reichsfreiherr von Sterneck ist in einem Marmorsarkophag in der Krypta der Marinekirche in Pola am 10. Dez. 1897, sein Herz in der St Ulrichskirche in Krasowitz bei Klagenfurt, beigesetzt worden. Beides sind für unsere Marinekameradschaft Admiral Sterneck Orte, an denen sie in Tradition des Klagenfurter Admirals in Ehren gedenken.

Obmänner der MK waren Dr. Karl Theodor Mayer, Ing. Rudolf Wallner, Toni Schrott, Dir. Rudolf Hoefel , Dr. Erwin Schatz . Seit 1993 führt Obmann Bernhard Kiendl die Marinekameradschaft Admiral Sterneck. Er sagt: „ Der frühe Traum und spätere Wunsch, aktiver Seeoffizier zu werden, erfüllte sich wenigstens teilweise im späten Glück, als Obmann der MK etwas für den Seefahrtsgedanken tun zu können und eine gute, herzliche „Bordkameradschaft“ zu erleben.“

Viele Fahrten führten die Kameraden zu den Orten ihrer Marinetraditionen: Pola, Triest, zur Insel Lissa( Vis); nach Hamburg, , Bremerhaven, Wilhelmshaven, Stralsund, die Inseln Rügen und Peenemünde.

Besondere Freundschaften und Partnerschaften verbinden mit den Marinekameradschaften Wiesbaden, Dessau, Bremerhaven, Wilhelmshaven, Hamburg- Wandsbeck, Raisdorf, Fehmarn, Stralsund, und Peenemünde.

Die MK Admiral Sterneck hat in der Villacherstraße 4 ein schönes Bordlokal, in dem die Kameraden und Gäste an jedem Samstagvormittag zu Crew- Treffen und Bordmessen zusammen kommen. Derzeit – im März 2006-hat die MK 43 ordentliche und 16. Anschlussmitglieder.

Die Kameraden laden ein: „ Alle an der Seefahrt Interessierten, ob Seeleute der Kriegs – oder Handelsmarine, aktive oder ehemalige Schiffer, Fahrensleute, kurz alle, die die See oder die Seen lieben, sind herzlich willkommen“, sagt Obmann Bernhard Kiendl.

Es ist die Liebe zur See, die Leidenschaft für das Meer; die uns zusammenführt. Antoine de St. Exupéry hatte Recht: „Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Arbeiter zusammen, sammle Holz und Material, sondern wecke in den Menschen die Liebe für das unendliche, weite Meer!“

Wir müssen den Blick in die Zukunft zu richten: Auf die Jugend! Traditionen sind erst dann welche, wenn sie von einer Generation auf die nächste weiter gegeben werden. Ansonsten sterben sie mit ihren Bewahrern und sind maximal noch Erinnerungen. Unsere Jugend braucht unseren Blick auf die Geschichte, also unsere Erfahrungen, also unseren Rat, um Hoffnung für die eigene Zukunft entwickeln zu können. Traditionsvereine, die über die Anziehungskraft und Schönheit des Meeres die Jugend mit einbeziehen, haben Zukunft.

In diesem Sinne wünsche ich unserer MK Admiral Sterneck, Klagenfurt alles Gute für die Zukunft und immer die nötige Handbreit Wasser unter dem Kiel.

Mit dem neuen Verbandssitz ist der ÖMV an das Wasser zurückgekehrt. An der Donau, bei der Reichsbrücke in Wien ist der ÖMV; sind damit alle Marinekameradschaften des ÖMV, ist damit eben auch unsere MK Admiral Sterneck, seit 4. 5. 2006 zu Hause. In einer großen Eröffnungsfeier , an der über 150 Kameraden aus ganz Österreich und viele Ehrengäste vom ÖBH , von der Stadt Wien und besonders die neuen Partner von der Donauraum Wien Gesellschaft teilnahmen wurde ein neues Kapitel des ÖMV aufgeschlagen.

Neben dem Neuen Verbandssitz an der Donau- im ehemaligen DDSG- Gebäude – stellte uns unser neues Ehrenmitglied Bgdr Mag Dieter Jocham, der Kdt der HVS ein Bordlokal im Offizierrskasino der VPW- Kaserne zur Verfügung. Dort konnten wir bereits sehr gut besuchte Vortragsveranstaltungen durchführen.

Höhepunkt im heurigen Veranstaltungsreigen wird aber die Sternfahrt des ÖMV nach Lissa sein, die am 20. Juli auf der Insel Lissa ca 90 Kameraden aus Österreich, Kroatien und Italien zu einer gemeinsamen Gedenkstunde vereinen wird. Eine Variante der Sternfahrt wird ca. 25 Kameraden auch nach Rom führen, wo uns meine Freunde von der Marina Miltare für 3 Tage kostenlos einen Militärbus zur Verfügung stellen, mit dem wir die Sehenswürdigkeiten der „ Ewigen Stadt“ besuchen können.

Mögen unsere MK Admiral Sterneck, alle MK des ÖMV und der ÖMV auch künftig zum Wohle ihrer Mitglieder und aller maritim Interessierten gedeihen - im Geiste unseres Wahlspruchs: Viribus Unitis!

Karl Skrivanek,
Präsident ÖMV