Traditionstag – Lissa – Tag an der Pioniertruppenschule 2005

Rede des Pionier - Waffenchefs und Kdt der Pioniertruppenschule (PiTS)
Bgdr Franz Ankner zum Traditionstag am 20. 97. 05, 11:00 Uhr

Klosterneuburg, Bereich Magdeburgkaserne

Im Ministerrat vom 7. Juni wurde der Antrag zu grundsätzlichen Angelegenheiten der Garnisonierung gestellt, mit welcher die künftigen Standorte beschlossen wurden. Damit wurden – bis auf die dienst-, besoldungs- und pensionsrechtlichen Rahmenbedingungen – die wesentlichen politischen Vorgaben für die Umsetzung der Heeresreform geschaffen.
Derzeit wird im Management ÖBH 2010 die Umsetzungsanweisung für die Überleitung des Bundesheeres in die Zielstruktur erstellt. Wir werden erst in einigen Wochen wissen, wie es mit der Neugliederung der Schulstruktur weitergehen wird. Auch die Zeitleiste wird darin fixiert, bis wann der Standort Klosterneuburg gehalten werden wird.

Es wird natürlich auf alle Bediensteten der Garnison große Auswirkungen haben, genau so wie auch auf die Traditionspflege der PiTS

Neu zu beurteilen wird nach einem Standortwechsel die Traditionspflege mit der Donauflottille sein Hierüber wird auch mit dem Präsidenten des ÖMV zum gegebenen Zeitpunkt nach gemeinsamen Lösungen gesucht werden

Die Traditionspflege im Gedenken an das Heerespionierbataillon 2 der 2. Republik, der Genieakademie, der Höheren Geniekurse, der Pionierkadettenschule und des Eisenbahn – und Telegrahenregiments wird auch bei einer Standortsverlegung weiter gepflogen werden. Es wird für die Erhaltung der Pi-Identität in einer Gesamtschule von besonderer Bedeutung sein, dass man der Waffengattungs- spezifischen Traditionspflege den entsprechenden Stellenwert einräumt. Für das Pioniermuseum wird versucht, die bestmögliche Lösung im Sinne der Erhaltung zu finden

Vor 203 Jahren, und zwar 1802, wurde in Verfolgung des Zieles, Offiziere und Unteroffiziere für den Bau von Ponton- Schiffsbrücken sowie zur Bedienung von Wasserfahrzeugen auszubilden, in der Garnison Klosterneuburg eine Pontonierschule zur Weiterbildung junger Offiziere und Kadetten gebildet. Das war der Beginn der Schultradition in Klosterneuburg. Die nachhaltigste Strukturveränderung seit Beginn des Bundesheeres, die jetzt auf uns zukommt, wird diese Schultradition in der Garnison Klosterneuburg in wenigen Jahren beenden.

Wie oft wir hier am Ufer der Donau noch stehen und einen Kranz im Gedenken an unsere Kameraden, egal wo und wann sie gedient haben, an die Donau übergeben, kann jetzt noch nicht gesagt werden. Diese Veränderungen werden uns alle fordern, weil sie verlangen, von lieb gewonnenen und bekannten Strukturen Abschied zu nehmen. Besonders schwer fällt es dann, wenn man sich aus einer subjektiv empfundenen sicheren Gegenwart in eine ungewiss erscheinende Zukunft in einer Neustruktur begeben muss. Dies erzeugt aus verständlichen Gründen bei manchen Betroffenen Unsicherheit und Angst.

Ich glaube, dass in Zeiten der Unsicherheit und der persönlichen Ungewissheit uns Wilhelm v. Tegetthoff Vorbild sein kann. Auch er stand im Dienste einer Armee, die Veränderungen unterworfen war bzw. zu Veränderungen gezwungen wurde, weil auch damals – so wie heute- die notwendigen finanziellen Mittel nie zur Verfügung gestellt worden waren. Diesen Umstand könnte man durchaus in der Kategorie „ Österreichische Traditionspflege “ einreihen.

Auch wir, als Angehörige der Pioniertruppenschule, werden, wie es Tegetthoff besaß

In diesem Sinne müsste es gelingen, auch die nächsten Jahre erfolgreich zu meistern.

Franz Ankner, Bgdr
Waffenchef- Pionierwesen und Kdt Pioniertruppenschule




Eröffnungsrede zur Erweiterung des Pioniermuseums in der Pioniertruppenschule in der Magdeburgkaserne in Klosterneuburg zum Traditionstag / Lissatag am 20. Juli 2005 von Mag. M. Christian ORTNER , Heeresgeschichtliches Museum WIEN

Sehr geehrter Brigadier, geschätzte Festgäste, meine sehr geehrten Damen und Herrn!

Es ist mir eine ganz besondere Freunde, heute hier im Rahmen der Eröffnung des erweiterten des Pioniermuseums der Pioniertruppenschule nicht nur anwesend zu sein, sondern gleichfalls auch die Festrede zu halten. Als stellvertretender Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums, Leiter der Museumsabteilung und damit sämtlicher Sammlungen sowie als direkt Verantwortlicher für die militärtechnischen Sammlungen ergibt sich natürlich an ganz besonderer Bezug zur Lehrsammlung der Pioniertruppenschule. Im folgenden über die Geschichte der Sappeur - oder Pioniertruppe sowie des österreichischen Geniewesens sprechen zu wollen, erscheint, nachdem der Kustos des Museums, Herr Vzlt KOHOUTEK, ein besonderer Kenner der Geschichte der technischen Truppen im folgenden noch sprechen und auch durch das Museum führen wird, gerade zu als unseriös.
Ich möchte daher einen Teilbereich der Pioniertruppe etwas näher beleuchten, der nicht immer zu dieser Waffengattung zählte, jedoch auf Grund seiner Eigenheiten und auch seines Aufgabenbereiches vor allem mit dem Wasserdienst der technischen Truppen in Verbindung stand und steht. Es geht um die österreichische bzw. in weiterer Folge österreichisch-ungarische Donau-Flottille.

Als man im Jahre 1767 in Klosterneuburg ein Pontonierbataillon neu aufstellte, wurde den Pionieren auch der Aufgabenbereich des Kriegsdienstes auf der Donau übertragen. Das erwähnte Bataillon sollte in weiterer Folge nicht nur den allgemeinen Wasserdienst betreiben, sondern Fregatten, Tschaiken sowie Transportschiffe auf der Donau sowohl im Frieden als auch im Krieg für militärische Zwecke bedienen und dafür auch ausgebildet werden. Damit fand eine Teilstreitkraft Eingang in das allgemeine österreichische Heeresgefüge, welches bereits auf eine mehrhundertjährige Tradition zurückblicken konnte. Ursprünglich vor allem von den Ungarn als Streitmittel gegen die auf der Donau operierenden Türken aufgebaut, gelangte mit dem Erbfall Ungarns an das Habsburgerreich auch die Aufgabe der Türkenabwehr und somit die Verteidigung an der Donau in den Verantwortungsbereich österreichisch-habsburgischer Heere. Gebaut wurden nach türkischem und ungarischem Vorbild vor allem Nasaden und Tschaiken, die sich durch ihren sehr niedrigen Tiefgang auszeichneten und sich auch in den damals noch nicht ausgebauten Donauflussarmen sehr rasch und einfach bewegen konnten. Mit dem Verlust der slawonischen Gebiete an die Türken im 16 Jahrhundert wurde der Schiffbau in den oberösterreichischen Raum verlegt und entgegen der allgemeinen Grundtendenz kein Eichenholz, dieses war einfach nicht mehr verfügbar, sondern Fichten- und Tannenholz herangezogen. Dadurch waren die Schiffseinheiten zwar weniger wiederstandsfähig, jedoch auch weitaus billiger, sodass man auf das meist sehr kostenintensive Stromaufwärtsschleppen der Schiffe nach ihren Einsätzen an der Donau verzichten konnte. Stattdessen wurden sie in den baumlosen Steppen Ungarns abgewrackt und als Brennholz verkauft, die Armierung ausgebaut und für den Bau neuer Tschaiken verwendet. Als zentrale Basis der Donau-Flottille und gleichzeitig Schiffswerft diente damals das alte Arsenal in Wien.

Bereits während des Türkenkrieges von 1661 bis 1664 erwies sich das Vorhandensein einer österreichischen Donau-Flottille als besonders wirksam. Der österreichische Heerführer, Feldmarschall Fürst Montecuccoli, erkannte die Donau als wichtige Nachschub- und Transportlinie sowie den Vorteil, dass durch die Fließrichtung der Donau nach Osten Truppen sehr einfach den operierenden Heeren am östlichen Kriegsschauplatz zugeführt werden konnten; und das, ohne durch langwierige Märsche ermüdet zu werden bzw. das Land durch Durchmarsch zu verwüsten.

Auch während der Türkenkriege des Prinzen Eugen erwiesen sich die Flussstreitmittel der Donau als überaus wichtig und entscheidend. Die Tschaiken wurden in Gmunden gebaut und in Raab, Komorn und Kran bemannt und armiert. Während der Feldzüge des Prinzen Eugen erfüllten sie doppelte Aufgaben, nämlich einerseits als Kampfmittel, viele von ihnen führten eine große Anzahl an Kanonen mit sich, gegen türkische Donauschiffe, aber auch als schwimmende Pontons zur Errichtung von Schiffsbrücken. Neben den flachen Tschaiken, die in unterschiedlichen Größen gebaut wurden, sie wurden dann als Halb- oder Vierteltschaiken bezeichnet, gelangten unter Prinz Eugen auch große Galeeren zum Bau, welche mit Rudern und Segeln große Geschwindigkeiten erreichen konnten und den türkischen Flussstreitmittel meisten überlegen waren.
Nach dem Tod des Prinzen Eugen verlief sich die Donau-Flottille, nur wenig neue Schiffe wurde auf Stapel gelegt und nachdem die Lebensdauer der aus Fichten- und Tannenholz bestehenden Tschaiken ohnehin nicht besonders lange war, verfiel ein großer Teil der Flotte.

Während des österreichischen Erbfolgekriegs bzw. während des 7-jährigen Krieges gelangten nur wenig kaiserliche Kriegsschiffe an der Donau zum Einsatz. Erst im Jahre 1763, als man eine Vielzahl neuer Grenzregimenter zum Schutz der Grenze zum Osmanischen Reich aufstellte, wurde auch die Tschaikenflotte reorganisiert und als sogenanntes „Tschaikisten-Bataillon“ zum Grenzschutz an der Donau und der Drau zusammengefasst. Im selben Jahr wurde auch eine neue kaiserliche Schiffswerft errichtet, aber nicht mehr innerhalb Wiens, sondern in Klosterneuburg, um den riesigen Waldbestand der Umgebung gleich direkt nutzen zu können und Transportkosten zu sparen.
In der Ära Maria Theresia kam es auch zur Ausbildung sogenannter Donaufregatten. Man meinte, die Erfahrungen der Hochseemarine auch auf die Donau übertragen zu können und baute entsprechend große, den Hochseefregatten sehr ähnliche Kriegsschiffe. Nachdem der Tiefgang dieser Fregatten dennoch sehr gering ausfallen musste, ergaben sich hinsichtlich der Stabilität der Schiffe große Schwierigkeiten. Waren sämtliche Segel gesetzt, krängten diese Schiffe sehr schnell über oder wurden an das seichte Ufer gedrückt. Sie bewährten sich dementsprechend wenig und verschwanden sehr bald wieder, wurden durch die bereits bewährten und viel zuverlässigeren Tschaiken ersetzt.
Im Verlauf der Kriege gegen die Französische Revolution sowie Napoleon waren Tschaikisten des Tschaikisten-Bataillons an allen Feldzügen beteiligt, jedoch nicht unmittelbar mit ihren Schiffen, sondern viel eher als Ergänzungstruppe der Pontoniere und Pioniere. Der Hauptaufgabenbereich lag in der Errichtung von Pontonbrücken und nicht im Kampf gegen feindliche Schiffseinheiten auf Flüssen.

In der Zeit des Biedermeiers litt das Tschaikisten-Bataillon unter der schwierigen finanziellen Situation der Monarchie, ein Grossteil der vorhandenen und nach und nach in die Jahre gekommenen Tschaiken verfiel und konnte nicht mehr ersetzt werden. Während der Revolutionskämpfe von 1848/49 verfiel auch noch das restliche verbliebene Material vollkommen, die Kanonen wurden ausgebaut und an Land verwendet; die Besatzungen dienten meist als einfache Artilleristen im Heer. Daher war es nach Abschluss der Kämpfe eine fast logische Konsequenz, dass man das Tschaikisten-Bataillon auflöste. An seine Stelle trat das sogenannte Flottillenkorps, welches aus drei Teile bestehen sollte: Donau-Flottille, Lagune-Flottille (Venedig) und Binnensee-Flottille (Gardasee). Nach dem verlorenen Krieg gegen Sardinien/Piemont und Frankreich im Jahre 1859 und dem Verlust großer Teile der italienischen Besitzungen wurde das Flottillen-Korps aufgelöst und die einzige noch verbleibende Teilkraft, die Donau-Flottille, ab 1861 durch die Kriegsmarine übernommen.

Zu einem kompletten Neuansatz sowohl in technischer als auch in strategisch/taktischer Hinsicht kam es im Jahre 1870. In diesem Jahr wurden die ersten beiden modernen Kriegsschiffe der österreichisch-ungarischen Donau-Flottille auf Stapel gelegt. Es handelte sich um zwei Monitore, die gleichzeitig auch die ersten beiden Kriegsschiffe mit in Drehtürmen gelagerten Artillerie darstellten. Der neue Schiffstyp, der sich durch besonders niederen Tiefgang auszeichnete und somit die komplette Länge der Donau, auch die weitverzweigten Seitenarme im unteren Verlauf, befahren konnte, war nach einem während des amerikanischen Bürgerkrieges auf Unionsseite zum Einsatz gekommenen Schiffes benannt. Die USS „Monitor“ mit niedrigem Tiefgang und Artillerie im Drehturm hatte sich ganz besonders bewährt und gab letztlich einem eigenen Schiffstyp seinen Namen. Beginnend von 1870 bis 1918 wurden insgesamt zehn Monitore gebaut, die sämtlich Namen von österreichisch-ungarischen Flüssen erhielten. Dazu kam auch noch eine Vielzahl an Patrouillenbooten, die in der Regel lediglich mit einem Buchstaben bezeichnet wurden. Erfolge hatten die Donaumonitore erstmals im Okkupationsfeldzug von 1878 und schließlich dann insbesondere im Ersten Weltkrieg zu verzeichnen. Sowohl im Krieg gegen Serbien als auch im Feldzug gegen Rumänien zeichneten sich österreichisch-ungarische Monitoren ganz besonders aus. 1918 erreichten Monitore sogar Odessa.

Hauptstützpunkt der Donau-Flottille, die immer noch zur österreichisch-ungarischen Kriegsmarine zählte, war Budapest. Dementsprechend sollte in den Umsturztagen des Oktober/November 1918 die Donau-Flottille auch an die neue, im Entstehen begriffene Republik bzw. das spätere Königreich Ungarn gehen.
In Österreich wurde nach dem Waffenstillstand im Rahmen der nur kurz existierenden österreichischen Volkswehr eine kleine Volkswehr-Motorabteilung in Wien Nussdorf aufgestellt, die man jedoch Ende 1919 wieder aufgelöste. Im Verlauf der Aufteilung der ehemaligen österreichisch-ungarischen Donau-Flottille auf die Nachfolgestaaten gelangten zwar einige Patrouillenboote in den Besitz des österreichischen Bundesheeres, doch wurden diese mangels Gebrauch nach und nach an Ungarn verkauft. Erst Ende der 20iger/Anfang der 30iger Jahre wurden entsprechende Boote neu gebaut, welche durch die Heeres-Pionierabteilung sowie die Pionierbataillone I, II, III, IV, VII sowie das Brückenbataillon geführt wurden.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde bekanntlich von der Wiedererrichtung einer eigenen Donau-Flottille Abstand genommen und statt dessen lediglich der Patrouillendienst durch entsprechende Boote wahrgenommen.
Damit endet mein kleiner, natürlich sehr verkürzter Streifzug durch die Geschichte der österreichischen, österreichisch-ungarischen und dann wieder österreichischen Donau-Flottille als Bestandteil der österreichischen Pioniertruppe. In diesem Sinne darf ich dem nunmehr erweiterten und vergrößerten Pioniermuseum der Pioniertruppenschule alles Gute und zahlreichen Besuch wünschen.