„VIRIBUS UNITIS“

Besuch einer Delegation des Österreichischen Marineverbandes
in Pula 02. bis 05. November 2007

Zum Gedenken an den Untergang des Schlachtschiffes „Viribus Unitis“ am 01. November 1918 im Hafen von Pula und die dabei zu beklagenden Toten erfolgte in der Zeit vom 02. Bis 05. November 2007 der Besuch einer hochrangigen Delegation des Österreichischen Marineverbandes in Pula. Im Sinne der langen gemeinsamen Geschichte an der Ostküste der Adria und im Sinne der Vertiefung der Beziehungen zwischen dem Österreichischen Marineverband und der Kroatischen Marinewacht (Hrvatska Pomorska Straza) sowie der Bevölkerung des ehemaligen k.u.k. Kriegshafens und der heute größten Stadt Istriens Pula war dieser Besuch vereinbart und mit Unterstützung des Militärattaches Kroatiens in Österreich Oberst iG Galic vorbereitet worden.

Die Angehörigen der Delegation des ÖMV hatten die Anreise nach Pula dem Wohnort angepaßt differenziert mit der Eisenbahn oder mit dem eigenen Auto wahrgenommen und versammelten sich am Abend des 02.November 2007 in dem nahe dem römischen Amphitheater am Fuße des Monte Ghiro gelegenen traditionsreichen Hotel „Riviera“. Die mit 16 Personen größte Gruppe hatte die Bahnfahrt unter der umsichtigen Leitung des Präsidenten des ÖMV ObstdhmtD Baurat h.c.Prof. DI Karl Skrivanek am Morgen des 02. November von Wien bzw. von Salzburg aus angetreten und erreichte über Graz, Maribor, Ljublijana, Pivka am frühen Abend Rijeka. Diese Fahrt erbrachte die Gelegenheit sich auch des 150jährigen Bestandes der Südbahn zu erinnern, die ab dem 27.Juli 1857 durchgehend von Wien nach Triest befahren werden konnte. Die k.u.k. Südbahn-Gesellschaft hatte von Pivka nach Rijeka die technisch außerordentlich aufwändige Flügelbahn nach Rijeka erbaut und am 20.Juni 1873 in Betrieb genommen, um neben der von den ungarischen Staatsbahnen MAV errichteten (und am 23.Oktober 1873 eröffneten) Verbindung von Karolyvaros nach Rijeka den Zugang von der Südbahn zu diesem Hafen der ungarischen Reichshälfte zu ermöglichen. Mit Baukosten von 226.000 Gulden/Km war diese 54,4 km lange Stichbahn die teuerste jemals in Österreich errichtete Bahnstrecke! Leider ist von dem berühmten Franzdorfer Viadukt mit 584m Länge und 38 m Höhe heute nichts mehr zu sehen, da dieser Übergang im Verlauf des Zweiten Weltkrieges schwer beschädigt und danach vollständig abgetragen wurde und die heutige Trasse in einer entsprechend ausgedehnten Schleife geführt ist. Mit einem vor Ort bereitgestellten Bus gelangte die „Bahngruppe“ nach wundervollem Blick auf das nächtlich beleuchtete und lichterfunkelnde Opatija durch den modernen Ucka-Tunnel auf der Schnellstraße nach Pazin und weiter durch das nachtdunkle, zentrale Istrien schließlich nach dem ehemaligen k.u.k. Kriegshafen Pula.

Um 2000 Uhr versammelte sich die Delegation des ÖMV in den repräsentativen Räumlichkeiten des Hotels „Riviera“ zum Empfang durch Repräsentanten der Stadt Pula, der Marine Kroatiens sowie des Kroatischen Marineverbandes(HPS) und der Vereinigung der Reserveoffiziere in Pula. Die Delegation des ÖMV wurde angeführt vom Präsidenten OberstdhmtD Prof.DI Karl Skrivanek und bestand aus Vertretern der Marinekameradschaften „Admiral Erzherzog Franz Ferdinand“-Wien, „Fregatte Novara“- Feldkirchen/Kärnten, „Fregattenkapitän Peter-Pirkham“-Villach, „Babenberg-Traisental“-Herzogenburg sowie „Prinz Eugen“-Ried/Innviertel und der Kameradschaft Salzburg. Ebenso hatten sich eine Delegation der Donau-Polizeiinspektion- Wien Handelskai unter Führung des Kommandanten Chefinspektor Erich Kraus, als Repräsentant des Heeresgeschichtlichen Museums Wien Herrn Wolfgang Frühwirth sowie als Gäste Oberst Franz Lang (BMLV) und Herr Tristan Loidl eingefunden. Als besonders ehrenvoll für diese Veranstaltung darf aber die Teilnahme von SKKH Mag. Markus Habsburg-Lothringen bei dieser Veranstaltung hervorgehoben werden, wurde dadurch doch das Bemühen des ÖMV einerseits um Bewahrung der Geschichte und Tradition der k.u.k. Marine und österreichischen Seefahrt und andererseits um Vertiefung des Verständnisses mit den heutigen Anrainern der Adria im allgemeinen und der nördlichen Adria im besonderen zu einem Zeitpunkt anerkannt, da die Republik Slowenien ja bereits Mitglied in der Europäischen Union ist und Österreich nachhaltig den Weg der Republik Kroatien in diese Gemeinschaft unterstützt.

Mit bewegenden Worten begrüßte der Vorsitzende der Reserveoffiziersvereinigung in Pula Bgdr Ljubomir Cerovac`die ÖMV-Delegation und hob dabei die Verdienste des Präsidenten des ÖMV sowie von Prof.Dr. Dieter Winkler in der Realisierung dieser besonderen Veranstaltung hervor. Bgdr Cerovac` erläuterte in diesem Zusammenhang auch die Vorstellung einer institutionalisierten Zusammenarbeit und internationalen Vereinigung der Offiziersgesellschaften bzw. – vereinigungen zumindest im Bereich der Adriaanlieger und deren unmittelbaren Nachbarn, also auch Österreich. In Vertretung des Bürgermeisters der Stadt Pula, die nunmehr rund 90.000 Einwohner zählt und sich zu einem industriellen und touristischen Zentrum entwickelt hat, begrüßte der Leiter der Kulturabteilung der Stadt Pula Dr. Vinko Knez die österreichischen Gäste und verlieh u.a. der Erwartung einer weiteren Intensivierung der Beziehungen nachdrücklichen Ausdruck. Diesen Ausführungen schloß sich der Präsident der Hrvatska Pomorska Straza Dr. Mario Franolic`an, verwies auf die bisherige Kooperation zwischen dem ÖMV und der kroatischen Vereinigung ,betonte die Hoffnung auf eine vermehrte und erweiterte Zusammenarbeit zwischen diesen Verbänden und bedankte sich für die Unterstützung durch den ÖMV hinsichtlich der Aufnahme der kroatischen Vereinigung in den internationalen Marineverband (IMC). Auch der Kommandant des Marinebereiches Adria-Nord Fregattenkapitän Tomislav Mocan ließ es sich nicht nehmen, die österreichischen Gäste zu begrüßen und auf die vielen verbindenden Gegebenheiten zwischen Österreich und Kroatien, vor allem mit Istrien und Pula zu verweisen.

Präsident ObstdhmtD Prof.DI Karl Skrivanek bedankte sich anschließend für die freundlichen Worte durch die Repräsentanten der kroatischen Vereinigungen und die Stadt Pula, betonte das Bemühen um erweiterte Kooperation und verwies auf die Intention zur Durchführung der nunmehr bereits jährlichen Jugendsegellager in einem kleinen Hafen Kroatiens, was ohne die Unterstützung durch die kroatische Marinevereinigung und offizieller Stellen nicht möglich sein würde. Nach dem Austausch von kleinen Geschenken und der Übergabe von Urkunden durch den Präsidenten des ÖMV an die um die Durchführung dieser Veranstaltung verdienten kroatischen Repräsentanten sprach auch SKKH Mag. Markus Habsburg-Lothringen seinen Dank für die Unterstützung durch die kroatischen Vereinigungen sowie die Stadt Pula aus und erinnerte dann in besonderen Worten an die Gemeinsamkeiten in der Vergangenheit und die sich daraus ergebenden Verpflichtungen in Gegenwart und Zukunft. Ein anschließendes Abendessen mit den kroatischen Repräsentanten rundete diesen ersten Teil des Besuches erfreulich ab.

Am frühen Vormittag des 03.November besuchte die Delegation des ÖMV zunächst das „Haus der Streitkräfte der Republik Kroatien“, das zwischen 1909 und 1913 erbaute frühere Marine-Kasino. Dieses war das kulturelle Zentrum der k.u.k. Marineoffiziere bzw. –beamten und deren Familien und beeindruckt durch seinen repräsentativen Baustil, die eindrucksvolle Gebäudefront und die Vielzahl der Einrichtungen noch heute. In dem großartigen Ball- und Konzertsaal hat zwischen 1894 und 1896 Franz Lehar als Leiter der Marinekapelle zahlreiche Konzerte dirigiert und für die verschiedensten Anlässe „aufgespielt“. Im Untergeschoß finden sich auch heute noch ein Restaurant, eine Kegelbahn und ein Schießkeller, deren Ursprünge noch aus k.u.k. Zeiten datieren. Im ersten Stock des weitläufigen Gebäudes befinden sich zwei Bibliotheken. Die dem kroatischen Streitkräften gehörende Militärbibliothek und die ehemalige zentrale k.u.k. Marinebibliothek. Diese weist mehr als 20.000 Bände sowie zahlreiche Fotos, Karten, Drucke, Gemälde und andere Raritäten auf und wurde durch Österreich an Kroatien zurückgegeben. Bei dem Rundgang der Delegation des ÖMV im ehemaligen k.u.k. Marine-Kasino wurde der Besuch dieser Bibliothek ein Höhepunkt. Die Delegation wurde durch den Leiter der Marine-Bibliothek Dr. Bruno Dobric in den Räumlichkeiten begrüßt. Anschließend wurde eine von Fr. Alica Jakupovic originalgetreu in Uniform und Orden gestaltete Tegetthoff-Figurine erstmals offiziell der Öffentlichkeit vorgestellt und Prof.Dr. Dieter Winkler gab einen einprägsamen Überblick zu Leben und Wirken des wohl berühmtesten österreichischen Seeoffiziers Tegetthoff, aber auch zu den Problemen und Schwierigkeiten, denen sich dieser während seiner Laufbahn immer wieder gegenübersah. Obzwar dem Sieger in der Seeschlacht von Lissa am 20.Juli 1866 nur wenige Jahre an der Spitze der k.u.k. Kriegsmarine vergönnt waren, hat er doch deren Geist und Entwicklung geprägt und auf Jahrzehnte beeinflußt. Schließlich verwies Prof.Dr. Dieter Winkler auf besondere Exponate im Schauraum der Marine-Bibliothek und gab einen Überblick zu der interessanten und wechselvollen Geschichte dieser Institution.

Nach einer kurzen Kaffeepause in der Kavana „Mozart“ des ehemaligen Marine-Kasinos verlegte die ÖMV-Delegation an den Marine-Pier an der Riva im Nahbereich des Amphitheaters und begab sich der Fahne des ÖMV folgend gemeinsam mit den kroatischen Repräsentanten an Bord der „Krasnica“ der kroatischen Küstenwache. Die „Krasnica“ lief dann aus dem früheren Handelshafen mit westlichem Kurs vorbei an der Werftinsel (frühere Oliven-Insel) und zwischen der Andreas-Insel und der ehemaligen k.u.k. Seeflugstation S. Catharina nach Südwesten bis zu jener Stelle im Kriegshafen, an der am Morgen des 01.November 1918 die „Viribus Unitis“ innerhalb von 14 Minuten gesunken war und rund 400 Besatzungsmitglieder, darunter der Kommdandant Linienschiffskaptän Janko Vukovic`de Podkapelski den Tod gefunden hatten.

Der Gedenkakt an Bord der ohne Fahrt liegenden „Krasnica“ wurde durch Grußworte von Dr. Mario v. Franolic`des Präsidenten der Hrvatska Pomorska Straza (HPS) an die Versammelten eingeleitet. Für den ÖMV sprach anschließend der Präsident ObstdhmtD Prof. DI Karl Skrivanek unter dem Motto „Be strong in the Lord an in the strength of his power“. Er begrüßte die Anwesenden und dankte all jenen Persönlichkeiten und Institutionen, die am Zustandekommen des Besuches und des Gedenkaktes mitgewirkt und beigetragen hatten. In diesem Zusammenhang übermittelte er die besonderen Grüße des Leiters des Führungsstabes im BMLV zu Wien GenMjr Mag. Christian Segur-Cabanac, der über seine Familie eine besondere Beziehung zu Pula aufweist und verlas die Worte, die Bischofsvikar Msgr. Dr. Werner Freistetter für diese besondere Stunde im Hafen von Pula geschrieben und übermittelt hatte. Es darf auszugsweise zitiert werden:

„Das Gedenken an wichtige Ereignisse der Vergangenheit ist für unser persönliches wie für das öffentliche Leben immer wieder von großer Bedeutung. Denn Geschehnisse, die Entscheidendes zum Gang der Geschichte beigetragen haben ........ wirken in unsere Gegenwart hinein und üben oft auch noch Macht über die Zukunft aus. Solches Gedenken gestaltet sich jedoch oft schwierig, gerade wenn es um kriegerische Ereignisse geht........ Oft gehören Gründe und Anlässe für Kriege und Konflikte ebenso wie der gesamte gesellschaftliche und politische Hintergrund..... längst der Vergangenheit an und wir stehen in einer gewandelten Zeit vor neuen Herausforderungen. Manchmal – aber leider nicht immer – sind sogar jene Konflikte heute überwunden, der Weg der Versöhnung längst beschritten und wir dürfen mit ehemaligen Gegnern in einer neuen Gemeinschaft leben..... Wenn wir Christen eines solchen Ereignisses gedenken, geht es um mehr. Zunächst um etwas sehr Einfaches: wir gedenken der Menschen, die damals beteiligt ....... und davon betroffen waren. Im christlichen Glauben führt ein solches Gedenken ganz selbverständlich zum Gebet ....... Das Gebet aber führt uns in die Gegenwart Gottes und lässt uns die Ereignisse im Lichte des Glaubens sehen. Und wir verstehen dieses Geschenk des Glaubens auch als Auftrag für unsere Zeit: In den vielen Herausforderungen und Konflikten, vor denen wir heute stehen, das Rechte vor Gott zu suchen und zu tun und aus der Kraft der Versöhnung mit Gott für Frieden und Versöhnung unter den Menschen zu wirken“.

Anschließend gab Prof. Dr. Dieter Winkler einen Überblick zum Hergang der Tragödie des Unterganges der bereits seit dem Nachmittag des 31.Oktober 1918 unter kroatischer Flagge liegenden „Viribus Unitis“ und zur Verkettung der Umstände, die dabei den Tod so vieler Seeleute zur Folge hatte. Infolge der Übergabe der k.u.k. Marine an das neue Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen und der damit verbundenen Auflösungserscheinungen der bisherigen Routinesicherungs- und schutzmaßnahmen im Kriegshafen und an Bord wurde das Eindringen der beiden italienischen Marineoffiziere in den Hafen nicht rechtzeitig erkannt und auch die Rettungsmaßnahmen nach dem Kentern des Schlachtschiffes erwiesen sich als ungenügend. Nur wenige Boote der nahen Seeflugstation sowie einige einlaufende Fischerboote hatten rasch die Suche nach Überlebenden aufnehmen können. Das Wrack der „Viribus Unitis“ war durch eine italienische Bergungsfirma in den Jahren zwischen den Kriegen teilweise zerschnitten und geborgen worden, der Großteil dann nach 1948. Heute finden sich von dem Schlachtschiff nur mehr ein Mast und Kleinteile am Grund des Hafens von Pula.

Vor der Übergabe eines Kranzes in die Hafenbucht sprach SKKH Mag. Markus Habsburg-Lothringen zunächst über die Besonderheit dieses Gedenkaktes und die verbindende Tradition und dann vor der andächtigen Gemeinde ein berührendes Seemannsgebet sowie abschließend in lateinischer Sprache das „Pater Noster....“. Dann wurde der Kranz der ÖMV-Delegation von Dr. Mario v. Franolic für die HPS und Ing. Herbert Reitter für den ÖMV dem Meer übergeben und von den an Bord der „Krasnica“ befindlichen Teilnehmern in einer schweigenden Minute des Gedenkens der Toten der „Viribus Unitis“ gedacht. Die Anwesenden erlebten in Gemeinsamkeit von Repräsentanten der HPS und des ÖMV die Bedeutung der gemeinsamen Vergangenheit und waren wohl einhellig von dem tiefen Wunsche erfüllt nachhaltig an der Gestaltung einer gemeinsamen und friedlichen Zukunft mitzuwirken und dafür einzutreten.

Im Anschluß an diesen Gedenkakt unternahmen die Delegationen an Bord der „Krasnica“ eine kleine Rundfahrt durch den mittleren Teil des ehemaligen Kriegshafens bis auf Höhe der ehemaligen Küstenbatterie „Fisella“ am Südufer und der Batterie „Zonchi“ am Nordufer, wobei auf der Rückfahrt in den ehemaligen Handelshafen der noch weitgehend unveränderte Zustand des Geländes am Nordufer der Hafenbucht von Pula beobachtet werden konnte, wo sich ja in k.u.k. Marinezeiten das Artillerie-Laboratorium, sowie die Pulver- und Munitionsdepots verbunden hatten. Derzeit bestehen angeblich Pläne diesen noch bewaldeten Abschnitt zu nutzen und allenfalls auch eine moderne Hotelanlage zu errichten, deren Finanzierung jedoch noch nicht abgesichert sein dürfte.

Gegen 1200 Uhr betrat dann die Delegation des ÖMV den ehemaligen k.u.k. Marinefriedhof. Dieser war 1801 begonnen worden, wies dann ein Areal von 4000 qm auf und wurde schließlich auf 22.000 qm erweitert. Obzwar in der SFRJ als schutzwürdiges Objekt eingestuft verfiel dieser Friedhof in den Jahren nach 1945 und als 1980 bekannt geworden war, dass Absichten bestehen würden den Friedhof insgesamt zu schleifen, erfolgten entsprechende Initiativen in Österreich durch das „Schwarze Kreuz“ und bemühte Persönlichkeiten zur Erhaltung dieser Totengedenkstätte. Ein 1990 unterzeichneter Vertrag ermöglichte die Erhaltung und Neupflege der gesamten Anlage durch das „Schwarze Kreuz“, das dabei auch in den Sommerferien durch Zöglinge des Militärrealgymnasiums in Wiener Neustadt unterstützt wurde. Heute zeigt sich dieser besondere Friedhof , wie sich die ÖMV-Delegation vor Ort überzeugen konnte, weitgehend in überaus gepflegtem Zustand und vermittelt durch den historischen Bezug der zahlreichen Grabstätten (insgesamt ruhen hier 150.000 Personen aus dem Bereich der k.u.k. Marine und der Garnison Pula, die ja zu manchen Zeiten einen Umfang von rund 40.000 Militärpersonen aufwies) eine spürbare Verbindung von Einst und Jetzt. Nachdem die ÖMV-Delegation und die Repräsentanten des HSP zu beiden Seiten der beiden im Eingangsbereich neu errichteten Gedenktafeln in Spalierform Aufstellung genommen hatten, wurde durch den Präsidenten des ÖMV ObstdhmtD Prof. DI Karl Skrivanek und den Präsidenten des HPS Dr. Mario v. Franolic ein Kranz niedergelegt, dessen Schleifen die Aufschrift trugen „Zum Gedenken – Der österreichische Marineverband“. Zum Abschluß erklang durch einen Trompeter der kroatischen Streitkräfte der „Zapfenstreich“, stimmungsvoll und mahnend hin über die zahllosen Gräber und zwischen den Zypressen.

Prof.Dr. Dieter Winkler, der auf Grund seiner vielfältigen Verdienste um die Stadt und die Marinetradition auch zum Ehrenbürger von Pula ernannt worden war, gab dann einen Überblick zur Geschichte und Gegenwart des k.u.k. Marinefriedhofs und ließ es sich nicht nehmen die Anwesenden nicht nur durch den Friedhof zu führen sondern auch an einzelnen besonderen Grabstellen durch anschauliche Erklärungen eine Unmittelbarkeit des Erlebens und Empfindens zu bewirken. An der wieder instand gesetzten Ehrenkapelle finden sich die Gedenktafel für den Kommandanten der „Viribus Unitis“ auf der einen Seite und die vom Kommandanten des T-Bootes Nr 4 jenen 3 Matrosen seines Bootes gewidmete Tafel, die im Jahre 1910 von einer Sturzwelle über Bord gerissen wurden und ertrunken waren. Erst 1956 wurde dort die letzte Bestattung eines k.u.k. Seeoffiziers vorgenommen und es kann jedem maritim interessierten Besucher von Pula nur nahegelegt werden diesen Friedhof zu besuchen und ehrfurchtsvoll das Gefühl österreichischer historischer Marinetradition einwirken zu lassen.

Die Gedenkfeier an Bord der „Krasnica“ mit Kranzübergabe und die Kranzniederlegung auf dem k.u.k. Marinefriedhof wurden am Folgetag in der Ausgabe der Zeitung „Glas Istre“ in einem umfangreichen Artikel gewürdigt. Dabei wurde auf die Verbindung zwischen dem ÖMV und der HSP, zwischen Österreich und Kroatien verwiesen und die Teilnahme von Mag. Markus Habsburg-Lothringen besonders hervorgehoben. Es wurde erinnert, dass es sich beim Untergang der „Viribus Unitis“ um eine der größten maritimen Tragödien in der Adria gehandelt hatte und noch heute die „Viribus Unitis“ für die Österreicher ihre Bedeutung habe.

Gegen 1400 Uhr wurde die ÖMV-Delegation durch ein Mittagessen im nahe zum Marinefriedhof gelegenen Hotel „Pula“ wieder erfrischt und gegen 1600 Uhr die ehemalige Marinekirche besucht, die auf Anregung des Marinekommandanten v. Sterneck aus Spendengeldern im byzantinischen Stil unter Einbeziehung einiger Modernismen errichtet worden war. Die Delegation des ÖMV konnte dort in die Enge der Krypta absteigen, in der sich der Sarkophag für Admiral v. Sterneck sowie eine Gedenktafel für die auf der Insel Guadalcanal gefallenen Angehörigen der „Albatros“ befinden. Auch hier erfolgte durch Prof. Dr. Dieter Winkler eine kundige Einweisung zur Geschichte und Bedeutung der Marinekirche, über die Bedeutung v. Sternecks und mancher Ereignisse der k.u.k. Marinegeschichte. Schließlich konnten die Teilnehmer nicht nur die 5 großen Heiligenskulpturen über dem Eingang der Marinekirche bewundern, sondern sich auch mit der an sich nach wie vor ungelösten Frage beschäftigen, ob die Verwindung der Säulchen des Eingangsbaldachins in Form von Seemannsknoten nun korrekt sei oder nicht?

Ab 1630 Uhr bot sich den Angehörigen der Delegation die Möglichkeit zu einem Spaziergang durch die Altstadt von Pula rund um den Festungshügel oder entlang der Riva und um 1930 Uhr fand der ereignis- und emotionsreiche sowie von bestem Wetter begünstigte Tag bei einem umfassenden Abendbuffet im Hotel „Riviera“ seinen Ausklang.

Am Vormittag des 04.November 2007 versammelten sich die Mitglieder der ÖMV-Delegation und die Gäste gemeinsam mit den Repräsentanten der Offiziersgesellschaft von Pula in der Cafeteria des Hotels „Riviera“. Der Vorsitzende dieser Vereinigung Bgdr Ljubomir Cerovac dankte den österreichischen Teilnehmern für den Besuch und die Gedenkstunde vom Vortag und betonte die Erwartung auf weitere, intensivierte Zusammenarbeit. Bei einem kleinen Umtrunk fanden noch angeregte Gespräche zwischen den kroatischen Offizieren und Repräsentanten und den Angehörigen des ÖMV statt, die sich vor allem mit den für 2008 geplanten Veranstaltungen im Zusammenhang mit dem Rückblick auf das Kriegsende 1918 und der damit verbundenen politischen Entwicklung an der Adria auseinandersetzten. Nach der Verabschiedung erfolgte dann unter Führung von Prof. Dr. Dieter Winkler eine Rundgang der ÖMV-Delegation durch die Altstadt von Pula, den auch das herbstliche Schönwetter besonders begünstigte.

Bei diesem Rundgang wurden sowohl die Relikte aus der römischen Epoche Pulas als auch jene aus der späteren venezianischen Epochen bis hin zur Zeit als Hauptkriegshafen der k.k. und später k.u.k. Kriegsmarine bis 1918 besichtigt und durch Prof.Dr. Dieter Winkler überaus sachkundig und umfassend erläutert. So konnten auf diesem Wege zunächst das sechstgrößte Amphitheater des römischen Reiches mit einem Fassungsvermögen für 23.000 Zuschauer, das Jugendstilgebäude der k.u.k. Post, die Porta Gemini am Fuße des Kastellhügels und die Ruinen des Römischen Theaters nahe dem ehemaligen Gymnasium bestaunt werden, ehe dann in steilem Anstieg der Kastellhügel erstiegen wurde. Von hier bot sich eine wundervolle Aussicht über Stadt, Hafen und das Umland von Pula und die Delegation widmete sich interessiert dem im 17. Jahrhundert von den Venzianern erbauten und in der Zeit der französischen Besatzung zur moderneren Festung ausgebauten Kastell. Hier wurde auch das „Museum von Istrien“ besucht, das in einigen Räumlichkeiten Exponate, Fotos und Schautafeln über die Zeit Pulas als k.u.k. Kriegshafen, zum Ende des Krieges 1918 sowie zur politischen und wirtschaftlichen Entwicklung der Region nach 1945 mit besonderen Hinweisen auf die Probleme um Triest zu bieten hat. Schiffsmodelle verweisen auf die rege Bautätigkeit der „Uljanik“-Werft von Pula, die mehr oder weniger auf dem Gelände des früheren Seearsenals und der Einrichtungen auf der Oliveninsel bis heute moderne Fracht- und Kreuzfahrtschiffe baut.

Nach dem Abstieg zur Ulica Sergije Vaca wurde das Forum, heute zentraler Stadtplatz, mit dem antiken Apollotempel, dem Rathausbau aus dem 17. Jahrhundert in den die Rückseite des früheren Dianatempels integriert wurde und den zahlreichen Gebäuden aus venezianischer Zeit besucht. An einigen Stellen der Altstadt sind die Lücken noch sichtbar, die in den Jahren 1944 /45 durch Luftangriffe geschlagen wurden. Die zahlreichen Schanigärten und Cafes am Stadtplatz waren von sonntäglichem Leben erfüllt, doch zog die ÖMV-Delegation unbeirrt weiter zum Gebäude des ehemaligen k.u.k. Flottenkommandos, das heute als Sitz von Direktion und Verwaltung der „Uljanik“-Werft dient, sowie zur Kapelle der „Maria Formosa“, dem verbliebenen Rest einer alten Kirche im byzanthinischen Stil. Schließlich wurde, vorbei am ehemaligen Marine-Kasino und dem Sitz des k.u.k. Jachtgeschwaders von Pula der Monte Zaro bestiegen, auf dem heute nur mehr die Sternwarte Zeugnis ablegt von dem einstmals hier befindlichen bedeutenden „Hydrographischen Institut“ der k.u.k. Marine mit seinen Sammlungen, Forschungseinrichtungen, Seekartendepot usw. Die früher hier befindliche Tegetthoff-Statue befindet sich nunmehr in Graz und die ÖMV-Delegation ließ es sich nicht nehmen am Brunnen beim früheren Standort der Skulptur eines der zahlreichen „Family-Fotos“ der gesamten Delegation wahrzunehmen.

Das Mittagessen wurde dann am frühen Nachmittag in den Räumlichkeiten des ehemaligen k.u.k. Marine-Kasinos trotz der 5 Gänge erstaunlich rasch eingenommen und nach einem Fußmarsch zurück an die Riva nahm der Großteil der ÖMV-Delegation an einer Bootsfahrt durch die Hafenbucht, rund um die Insel Brioni mit ihrem Naturschutzgebiet und durch den Kanal von Fasana zurück nach Pula teil. Die wundervolle Stimmung des Sonnenunterganges, der den westlichen Himmel zunächst in orange, dann in magenta und schließlich dunkelviolett geradezu kitschig leuchten ließ und die Fröhlichkeit der Bootsfahrt vereinten sich für alle Teilnehmer zu einem Erlebnis, das allen noch lange in Erinnerung bleiben wird und wozu auch die gesanglichen Darbietungen des Kameraden Müller aus Ried erheblich beitrugen.

Beim Abendessen im Hotel „Riviera“ ließ es sich der Präsident des ÖMV ObstdhmtD Prof. DI Karl Skrivanek nicht nehmen dem Präsidenten des HSP Dr. Mario v. Franolic und anderen Angehörigen des HSP sowie den Teilnehmern der ÖMV-Delegation für ihre Unterstützung bzw Mitwirkung zu danken und einige Erinnerungsgeschenke und Urkunden zu überreichen. In angeregter Stimmung wurde Rückschau gehalten auf diesen überaus gelungenen Besuch, der wie man mit Sicherheit feststellen kann, zur Vertiefung der Beziehungen zwischen dem ÖMV und HSP sowie Österreich und Kroatien beigetragen und durch seine Betonung der Gemeinsamkeiten in Geschichte und Zukunft einen Beitrag zur Förderung der völkerverbindenden Vorstellungen im Europäischen Rahmen geleistet hat.

Am Morgen des 05. November 2007 verabschiedeten sich die einzelnen Mitglieder der ÖMV-Delegation nach dem gemeinsamen Frühstück im Hotel „Riviera“ voneinander, um die Heimreise individuell anzutreten. Die „Bahngruppe“ gelangte im Laufe des Vormittags mit dem Bus nach Opatija, wo bei strahlendem Sonnenschein ein erfreulicher Spaziergang entlang der „Franz-Josefs-Promenade“ des berühmten Kurortes mit seinen wundervollen Villen und Palmen unternommen wurde, ehe dann bei einer Tasse Kaffee auf einer Terrasse der weite Blick über die Kvarner-Bucht hinaus zu den Inseln genossen wurde. Nach genau neunstündiger Bahnfahrt gelangte dann diese „Bahngruppe“ am Abend des Tages nach Wien zurück, womit dieser bedeutungsvolle Besuch der ÖMV-Delegation in Pula im Gedenken an den Untergang der „Viribus Unitis“ und zur Förderung der Kooperation mit den kroatischen Marinefreunden seinen Abschluß fand.

Horst Pleiner,
MK Admiral Erzherzog Franz Ferdinand

Namensliste Besuch Pula 02 11 bis 05 11 2007

Verband der Reserveoffiziere Kroatiens
Brigadier Ljubomir CEROVAC`
Oberleutnant Anton BORINA
Oberleutnant Vlado ROSANDA

Marinekommando für die Region Adria-Nord
Fregattenkapitän Tomislav MOCAN (Kdt)
Fregattenkapitän Milan BELUSIC`
Korvettenkapitän JANKOVIC``

Boro IVANKOVIC` (Direktor des Offiziersclubs)
Vinko KNEZ (Leiter d. Kulturabt. der Stadt Pula)
Mag. Bruno DOBRIC` (Präs. d. „Viribus Unitis“
Architekt Darko DUGINA („Viribus Unitis“)

Kroatische Marinewacht (Hrvatska Pomorszka Straza)
Dr. Mario v. FRANOLIC` (Präsident)
Zvonimir v. FRANOLIC` (Chefinspektor)
Emir JAKUPOVIC`
Katja FREDOTOVIC`
Zvonko GRZETIC`(Chef des Aufsichtsrates)
Alica JAKUPOVIC`

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